Volltext: Öffentlichkeit, öffentliche Meinung und direkte Demokratie

(1993, 327–344 ff.) entwickelten Schema folgend gemäss ihrer Zugehörig- keit zu Zentrum und Peripherie des politischen Systems und weist darü- ber hinaus den eigenständigen Beitrag des politischen Journalismus zur öffentlichen Meinungsbildung aus. In dieser letztgenannten Kategorie werden alle problembezogenen Aussagen von Journalisten zusammen ge- fasst, die nicht auf einen aussermedialen Akteur als Quelle verweisen. Ein Vergleich der Landeszeitungen in Tabelle 17 zeigt auch bei die- sem Merkmal, wie bescheiden die Autonomiespielräume der liechten- steinischen Presse sind. Erneut ist eine beinahe vollständige Struktur- gleichheit der Berichterstattung in beiden Blättern zu konstatieren. Der Befund macht deutlich, dass sich die Redaktionen darauf beschränken, die Verlautbarungen der politischen Akteure zu rapportieren. Wer sich medienöffentlich nicht zur Sache äussern mag, wie etwa die Vertreter der Liechtensteiner Wirtschaft, der Gewerkschaften und der katholischen Kirche, bleibt unbehelligt, wer etwas verlautbaren möchte, kann fest mit einem Mindestmass an Medienresonanz rechnen. Die Gewichtungsun- terschiede sind gering. Das Volksblatt berücksichtigte als Zeitung der Mehrheitspartei erwartungsgemäss die Regierung etwas stärker als die Oppositionszeitung, im Vaterland kamen demgegenüber die organisier- ten Akteure der Zivilgesellschaft leicht häufiger zu Wort. Darüber hinaus offenbaren die ersten beiden Spalten keine bemerkenswerten Dif- ferenzen, wobei ergänzend angemerkt werden muss, dass innerhalb der Sammelkategorie «Parteien» die Nähe der Blätter zur jeweiligen Mutter- partei zum Ausdruck kommt: Sprecher der Bürgerpartei waren im Volksblatt deutlich, Repräsentanten der VU im Vaterland leicht häufiger vertreten. Folgerichtig ist der sachbezogene Eigenbeitrag des Liechten- steiner Journalismus zur Verfassungsdebatte gering: Weniger als sieben Prozent aller inhaltlichen Stellungnahmen zu einem der oben genannten Themenaspekte sind nicht auf eine externe Quelle zurechenbar und kön- nen insoweit den journalistischen Autoren zugeschrieben werden. Sie bilden die publizistische Eigenleistung im engeren Sinne, wodurch die These vom Primat der Verlautbarungsfunktion im Liechtensteiner Jour- nalismus einmal mehr belegt wird. Der zweite Teil der Tabelle illustriert die Selektionslogik der Pres- seöffentlichkeit. Im redaktionellen Teil der Zeitungen dominieren die etablierten Akteure des politischen Zentrums mit einem Anteil von knapp 70 Prozent aller problemrelevanten Aussagen. Die Berichterstat- tung stützte sich dabei schwergewichtig auf Stellungnahmen der Land- 199 Medienöffentlichkeit
	        

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