Volltext: Öffentlichkeit, öffentliche Meinung und direkte Demokratie

breitet worden waren. Eine Position, die argumentativ dahinter zurück- fiel, war offenbar nur schwer zu vertreten. Die Ablehnung der Volksab- stimmung als ultima ratio, so überzeugend sie auch im Einzelnen be- gründet worden sein mag, liess sich nur allzu leicht als undemokratisch diskreditieren und als Beleg für das Misstrauen gegen «die Politik» an- führen, die dem Volk seine legitime Entscheidungskompetenz vorent- halten wolle. So könnte die Aufmerksamkeitslenkung dieses Framings auf die Notwendigkeit der Konfliktbewältigung letztlich kontraproduk- tiv gewesen sein. Dieser letztgenannte Punkt bildet einen zentralen Eckpfeiler im Frame, auf den der dritte Faktor der statistischen Analyse verweist. Er lässt sich treffend als 
«Im Zweifel für den Fürsten»-Frameetikettieren und weist in mancherlei Hinsicht die klarste Struktur auf. Im Hinblick auf die ursächliche Deutung des Konflikts nimmt er die weit verbreiteten Ressentiments gegen Parteien und Politiker auf, deren Versagen sowohl im Verfassungskonflikt selbst (uneinsichtige Politiker), mehr noch in der generellen Führung der Staatsgeschäfte (Zustand der «oligarchisierten» Liechtensteiner Parteiendemokratie) hervorgehoben wird. Der Verweis auf die Mängel der alten Verfassung gehört in den Interpretationsrahmen, ist aber kein auffälliger Bestandteil. Die Problemidenti fikation ist ebenso klar wie einfach. Danach geht es im Kern um zwei Fragen: Steht man zum Fürstenhaus oder nicht und will man dementsprechend die fürstliche Fa- milie und das Staatsoberhaupt im Land haben oder nicht?187Worum es bei diesem Konflikt sachpolitisch geht, lässt dieses Framing im Dunkeln, behandelt den verfassungspolitischen Gehalt gleichsam als Nebensache. Was die Konsequenzen der langjährigen innenpolitischen Auseinander- setzung angeht, wird in diesem Kontext vor allem auf den Ansehensver- lust im Ausland abgehoben, ein angesichts der vom Finanzplatz gepräg- ten Binnenwirtschaft, die in hohem Masse vom Image der Stabilität und Solidität des Kleinstaats lebt, ausgesprochen «wunder» Punkt. Daran knüpfen sich weitere Schadensszenarien im Falle des Scheiterns der Ver- 193 
Medienöffentlichkeit 187Die Tatsache, dass das Item «Wohnsitzfrage» auf zwei Faktoren ungefähr gleich stark lädt, deutet darauf hin, dass damit zwei Themenaspekte gemessen wurden, die durch die Erhebung nicht hinreichend scharf getrennt wurden: das Thema der Be- lastung der sachpolitischen Diskussion durch die Drohung (Factor 2) und die An- kündigung des Wegzugs als Hinweis darauf, was bei dem Konflikt auf dem Spiel steht (Factor 3).
	        

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