Volltext: Öffentlichkeit, öffentliche Meinung und direkte Demokratie

wenn man so weitermacht, wird es darauf hinauslaufen». Negativ auf die Kunden habe sich auch ausgewirkt, dass diese nicht wissen, ob es nächs- tes Jahr noch ein Fürstentum Liechtenstein geben wird oder nicht.»166 Die Personalisierung und Familialisierung wurde in der weiteren Abstimmungskommunikation zum Schlüsselfaktor. In persönlichen Aufrufen wandten sich die Mitglieder der fürstlichen Familie direkt an das Stimmvolk, so die Fürstin, die Erbprinzessin und die Brüder von Fürst Hans-Adam II. Zur Emotionalisierung trugen vor allem auch die Stellungnahmen der Frauen bei. Die Landesfürstin: «Meine Kinder ha- ben hier eine herrliche und unbeschwerte Kindheit verbracht und dabei auch viele Freundschaften für ihr Leben geschlossen. (...) Ich möchte alle Liechtensteinerinnen und Liechtensteiner bitten, mit einem Ja zu un- serer Verfassungsinitiative meinem Sohn Alois die Möglichkeit zu geben, sich in Zukunft für das Wohl unseres Landes und seiner Bevöl- kerung einzusetzen.»167Erbprinzessin Sophie meldete sich vom Kran- kenbett, von wo aus sie ihren Mann in dieser schwierigen Zeit nicht un- terstützen könne. Der Verfassungsstreit sei eine «grosse Belastung» und eine «grosse Bürde», nicht nur für das Land, sondern auch für die fürst- liche Familie, «so gross, dass wir im Falle einer Ablehnung der Initiative bereit sind, ins Ausland zu ziehen, um den Streit endlich zu beenden.» Daher wünsche sie sich wie das Volk insgesamt, dass der Streit durch eine möglichst grosse Zustimmung beendet werde.168Auf der Personali- sierungslinie lag auch, dass der polarisierende Landesfürst nun signali- sierte, dass er nach erfolgreicher Abstimmung die Funktion des Staats- oberhauptes an seinen Nachfolger, Erbprinz Alois, als Stellvertreter übertragen werde.169Dies konnte denjenigen die Zustimmung zur Vor- lage erleichtern, die mit den Äusserungen des Staatsoberhauptes gegen- über seinen Gegnern Mühe bekundeten und die Hoffnung hatten, dass mit dieser Personalrochade ein Konfliktpunkt entschärft werde. 166Wirtschaft regional, 15. Februar 2003. 167Aufruf von Landesfürstin Marie, zitiert nach Liechtensteiner Vaterland, 14. März 2003. 168Aufruf von Erbprinzessin Sophie, zitiert nach Liechtensteiner Volksblatt, 14. März 2003. 169Gespräch mit dem St. Galler Tagblatt, 10. März 2003. Die Aussage fand sofort ein Echo in den 
Landeszeitungen.161 
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