Volltext: Öffentlichkeit, öffentliche Meinung und direkte Demokratie

wobei er gleich selbst eine polemische Spitze gegen die Wissenschaft los- liess: «Es ist erschreckend, wie die gesprochene und geschriebenen Aus- einandersetzung in der Verfassungsfrage auf den verschiedenen Ebenen (...) aggressiv, agitativ, ultimativ, persönlich verletzend, verleumderisch geworden ist (...) Vereinzelt begibt sich gar der wissenschaftliche Ansatz in die Niederungen des Populismus und der Demagogie.»108 Die Medienkommunikation der VU beziehungsweise des Liech- tensteiner Vaterlandes fokussierte im Januar 2002 auf eine ausführliche Berichterstattung über die Debatte im Landtag und die verschiedenen Kritikpunkte, während die FBP beziehungsweise das Liechtensteiner Volksblatt über die in den Ortsgruppen durchgeführten Diskussionsver- anstaltungen berichtete, die sie im Rahmen einer Informationsoffensive durchführte. Auf beiden Seiten ging es um Mobilisierung und Schulter- schluss in den eigenen Reihen. Die VU reagierte auf die Informationsof- fensive der FBP mit einer eigenen Reihe von Ortsgruppenanlässen in den verschiedenen Gemeinden. Ausserdem versuchte sie gemeinsam mit an- deren Gruppierungen am 22. April 2002 eine kontroverse Diskussions- veranstaltung zu organisieren, was jedoch an der Weigerung der Gegen- seite scheiterte, an einer solchen öffentlichen Debatte teilzunehmen. Der FBP-Parteipräsident liess verlauten, dass es nicht sinnvoll sei, über eine Vorlage zu diskutieren, bevor sie nicht im Landtag in eine endgültige Fassung gebracht sei. Der Untertitel in der entsprechenden Mitteilung im Liechtensteiner Volksblatt lautete: «Fürstenhaus und Regierung er- achten kontradiktorische Grossveranstaltung derzeit nicht als sinn- voll».109Die von Regierung, Bürgerpartei und Fürstenhaus boykottier- ten sechs Gruppierungen und Parteien110schlossen sich kurzerhand zu einem «Organisationskomitee Informationsoffensive Verfassung» zu- sammen und veranstalteten am 29. April 2002 eine Diskussion zum Thema: «Emotionen und Angstmacherei – Wie die Verfassungsdiskus- sion belastet wird». Nicht die Verfassungsänderungen selbst standen an diesem Abend im Vaduzer Saal im Vordergrund, sondern die Kommuni- kationsstrategie von Fürstenhaus, Regierung und Landtagspräsident. 138Öffentliche 
Kommunikation im Abstimmungsprozess 108Eintracht, Ostern 2002, Nr. 29, 4. 109Liechtensteiner Volksblatt, 23. März 2002. 110Arbeitskreis Demokratie und Monarchie, Demokratie-Sekretariat, Frauen in guter Verfassung, Freie Liste, Gruppe Wilhelm Beck, Vaterländische Union.
	        

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