Volltext: Öffentlichkeit, öffentliche Meinung und direkte Demokratie

und die Verfassung dürfe in den Grundzügen nur im Konsens aller poli- tischen Kräfte und in Übereinstimmung mit dem Willen der Bürgerin- nen und Bürger abgeändert werden.74Angesichts der Bedeutung des Themas waren dies eher undeutliche Stellungnahmen in der Sache. Offensichtlich empfanden beiden Volksparteien die Verfassungs- frage als gefährlich, weil sie davon ausgehen mussten, dass die jeweilige Wählerbasis diesbezüglich keineswegs einheitlich gepolt war. In den Ortsgruppenversammlungen im März / April 2000 war dies nur allzu deutlich geworden. Die VU als Partei mit der absoluten Mehrheit im Landtag und alleinige Partei mit Regierungsmacht konnte die Verfas- sungsthematik im Wahlkampf weniger gut verstecken als die FBP. Zu exponiert hatten sich auch Vertreter der VU in Regierung und Landtag gegen die Vorstellungen des Fürsten zur Wehr gesetzt.75 In der Vorwahlzeit verabschiedeten sich die beiden Volksparteien mehr oder weniger aus der öffentlichen Diskussion über die Verfas- sungsproblematik. Stattdessen traten andere Akteure in Erscheinung, die allesamt eine kritisch-ablehnende Haltung zu den Vorschlägen des Fürs- tenhauses vertraten. In diesen Organisationen («Arbeitskreis Demokra- tie und Monarchie», «Frauen in guter Verfassung», «Gruppe Wilhelm Beck»)76wirkten auch Vertreter und Vertreterinnen aus dem Umfeld der VU und der FBP mit, ohne damit aber die Partei als Ganzes zu belasten. 125 
Akteure, Frames und Kommunikationsstrategien 74VU, Wahlprogramm 2001, Vaduz, ohne Seitenangabe. 75Die kritische Haltung von Regierungschef Mario Frick dürfte bekannt gewesen sein, auch wenn das Feld weitgehend dem für Verfassungsänderungen primär zu- ständigen Landtag überlassen wurde. Dort waren insbesondere der Kommissions- vorsitzende Peter Wolff und Peter Sprenger als Vertreter der VU öffentlich deutlich wahrnehmbare Gegner der fürstlichen Vorschläge. 76Der Arbeitskreis Demokratie und Monarchie formierte sich im März 2000 zunächst unter dem Namen «Überparteiliches Forum Demokratie und Monarchie» und trat nach einem Gedankenaustausch am 13. März mit einer Resolution zur Verteidigung der demokratischen Errungenschaften der Verfassung von 1921, die von 23 Per so- nen unterzeichnet wurde, an die Öffentlichkeit (Liechtensteiner Volksblatt, 16. März 2000) . Er wurde am 5. Oktober 2001 (dem Jahrestag der Verfassung von 1921) in «Arbeitskreis Demokratie und Monarchie (überparteilicher Verein)» um- benannt, um Verwechslungen mit dem Forum Liechtenstein zu vermeiden (Liech- tensteiner Volksblatt, 13. Oktober 2001). Die Gruppierung «Frauen in guter Verfas- sung» setzte sich aus engagierten Frauen ohne formalisierte Vereinsstruktur zusam- men. Die Gruppe «Wilhelm Beck» bildete sich im April 2000 und beschloss am 11. Mai 2000 die Gründung eines Vereins unter diesem Namen (Liechtensteiner Volksblatt, 18. April 2000 und 13. Mai 2000).
	        

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