Die kleinstaatlichen Bedingungen des Untersuchungsobjekts bie- ten forschungspraktische Vorteile, weil hier mit vertretbarem Aufwand eine Quasi-Vollerhebung aller relevanten Bestandteile öffentlicher Kom- munikation über einen längeren Untersuchungszeitraum hinweg geleis- tet werden konnte. Aus dem gleichen Grund decken die Umfragen trotz begrenzter Stichprobe einen relativ grossen Anteil der Grundgesamtheit aller Stimmbürger ab. Auch die Kampagnenstrategien beider Lager konnten wegen der begrenzten Zahl der Akteure ungewöhnlich exakt beobachtet werden. Die Studie erreicht insoweit eine empirische Tiefe und Vollständigkeit, die in anderen Forschungskontexten kaum reali- sierbar ist. Diesem Vorteil steht auf der anderen Seite die typische Pro- blematik der Nicht-Generalisierbarkeit von Fallstudienbefunden gegen- über. Sie wird im vorliegenden Fall durch die ungewöhnliche Staatsform und Kleinstaatlichkeit Liechtensteins befördert. Wenn die Ergebnisse der Studie dennoch über den Einzelfall hinausweisen, so liegt das vor al- lem an der typologischen Ähnlichkeit des Liechtensteiner Mediensys- tems mit den Strukturbedingungen in regionalen Zwei-Zeitungskreisen und der auch anderenorts typischen Dominanz der Verlautbarungsfunk- tion von Lokalpresse (Jonscher 1995; Lang 2003). Zumindest für Bür- gerentscheide auf lokaler Ebene sollte sich insoweit aus der Studie etwas lernen lassen. Über Liechtenstein hinaus reicht die politik- und kommu- nikationswissenschaftliche Bedeutung des Projektes auch für die seit Jahren diskutierte «Theorie der deliberativen Demokratie» (Habermas 1992b). Die Diskussion darüber, ob und wie entsprechende Öffentlich- keitsmodelle mit den Bedingungen moderner Mediengesellschaften in Einklang zu bringen sind, ist von hoher politik- und kommunikations- wissenschaftlicher Relevanz (Page 1996; Habermas 2006; Gastil 2008). Die diskursive Qualität der öffentlichen Meinungsbildung in Liechten- stein, in der die Massenmedien annahmegemäss keine dermassen domi- nante Rolle in der
policy deliberationeinnehmen, kann hier als auf- schlussreicher Testfall dienen. 12Einleitung
und Aufbau des Bandes