Volltext: Beiträge zur Kirchengeschichte Liechtensteins

Nach dem Konzil von Trient 
Im Mittelalter gab es an den Universitäten keine institutionalisierte Priesterausbildung; die 
praktischen Fächer wie Pastoral, Predigtkunde, Religionspädagogik u. ä. kannte man nicht. 
Die theologische Ausbildung war weithin der privaten Entscheidung überlassen. Der Priester- 
amtskandidat stellte sich einem Bischof, der ihn nach positivem Prüfungsergebnis weihte. Wo 
er seine Kenntnisse erworben hatte, war Nebensache. Bei manchen Seelsorgern war der Bil- 
dungsstand bedenklich und die Pastoral vernachlässigt. 
Daher forderte das Konzil von Trient in seiner 23. Sitzung am 15. Juli 1563 für jedes Bistum 
ein eigenes Priesterseminar. Im Bistum Chur sah man 1584 eine Möglichkeit im mönchlosen 
Prämonstratenserkloster Churwalden, wo nur der Abt lebte, und 1599 im damals verwahrlos- 
ten Benediktinerkloster Marienberg bei Burgeis im Vintschgau und nach 1630 im Kloster Di- 
sentis. Diese und auch andere Versuche im 17. und 18. Jahrhundert waren vor allem aus po- 
litischen Gründen erfolglos. 
Jesuitengymnasium in Feldkirch (Vorarlberg) 
Nachdem auch die Gründung eines Jesuitenkollegiums in Meran mit angeschlossenem Se- 
minar ohne Erfolg war, verhandelte Fürstbischof Johann VI. Flugi von Aspermont 1644 bis 
1648 mit der Stadt Feldkirch, so dass 1649 das Gymnasium der Jesuiten die schon Anfang 
des 15. Jahrhunderts erwähnte Lateinschule ablöste. Das Gymnasium hatte, vermutlich wie 
in Dillingen (Bayern), insgesamt sechs Klassen nämlich nach der Vorbereitungsklasse «princi- 
pia» (princ.): 1. Klasse: rudimenta (rud.), 2. Klasse: grammatica (gr. tertia), 3. Klasse: minor 
syntaxis (media grammatica), 4. Klasse: maior syntaxis (grammatica prima), 5. Klasse: Huma- 
nität/Poetik (hum.), 6. Klasse: Rhetorik (rhet.). Bereits 1653 wurde das Gymnasium durch das 
Fach Logik zum Lyzeum erweitert. Zehn Jahre später erfolgte die Einführung der Moraltheo- 
logie und der Kontroverse mit einem zwei- oder dreijährigen Kurs für Priesteramtskandidaten. 
Die theologischen Examen waren von Chur anerkannt. Ab 1763 konnten auch Vorlesungen 
über Kontroverse und das kanonische Recht gehalten werden. 1772 zählte der Kurs der Mo- 
raltheologie sechs Priester, neun Diakone und drei Subdiakone.? 
Mit der Aufhebung des Jesuitenordens wurde das Lyzeum 1773 aufgelassen und das Gym- 
nasium als landesfürstliches Gymnasium weitergeführt. Als der 1814 wieder zugelassene Or- 
den das Konvikt Stella Matutina gründete, wurde ihnen auch die Leitung des k. k. Gymnasi- 
ums übergeben, bis es 1868 unter weltliche Leitung kam und die Jesuiten in ihrem Konvikt 
eine private Lehranstalt eröffneten, die 1979 aufgegeben wurde. 
Jesuitengymnasium in Hall (Tirol) 
Schon 1332 wird eine Lateinschule erwähnt. Am 18. Oktober 1573 eröffneten die Jesuiten 
das Gymnasium, zunächst mit drei Klassen; 1577 kam dazu die 4. Klasse, 1582 die Humani- 
tätsklasse und 1630 Rhetorik. Die Studenten waren Externisten. 
I 
Fischer: Reformatio. S. 415-442. 
Fischer: Reformatio. S. 442-453. - Ludewig: Lyzeum. S. IX-XIX.
	        

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