Schwestern vom Kostbaren Blut (SPPS’)
Gründung
Anna Maria Brunner (T1836) gründete zusammen mit ihrem Sohn P. Franz Sales Brunner
(= Bd. 1) in Löwenberg bei Schluein (GR) im Winter 1834 die «Kongregation der Schwestern
vom Kostbaren Blut». Ein Jahr zuvor hatten sie auf einer Pilgerreise in Rom die Erzbruder-
schaft vom Kostbaren Blut kennen gelernt. Bereits 1844 gingen die ersten Schwestern mit
P. Franz Sales Brunner in die Vereinigten Staaten von Amerika; 1850 reisten alle dorthin,
Löwenberg wurde aufgehoben und vom Bistum Chur als Waisenhaus bis 1972 genutzt,
wo einige Jahre Barmherzige Schwestern von Zams wirkten, unter anderen auch Sr. Lucia >
Hechenberger.
Erste Klostergründung in Liechtenstein
Als P. Brunner 1858 eine Niederlassung für die Schwestern suchte, besichtigte er auf seiner
letzten Reise nach Europa auch das Haus Gutenberg in Balzers, das nach dem Fehlschlagen
des Projektes Jauch (S. 12) seit 1856 leer stand; er fand es aber «zu vornehm»?, Im Juni 1858
kam P. Franz Sales Brunner mit zwei Schwestern nach Schellenberg. Am 19. Juni erhielt er
die bischöfliche Erlaubnis für eine Schwesterngemeinschaft. Sie bewohnten zuerst «das alte
Bauernhäuslein nächst der Kirche», das so genannte Hundertpfund-Haus* an der Straße
Östlich der Kapelle «Maria Rast». 1858 bis 1860 entstand ein provisorisches Schwesternhaus.
Nach manchen Absagen erteilte Fürst Johann Il. am 6. Dezember 1861 «aus gastfreund-
schaftlichen Rücksichten» die Aufenthaltsbewilligung und am 18. Juni 1865° bestätigte die
Regierungskanzlei dessen Genehmigung zur Errichtung eines Klosters «und dass hiedurch
den Mitgliedern dieser Congregation der Aufenthalt im Fürstenthum Liechtenstein gewährleis-
tet ist». 1865 bis 1873 wurde das Kloster an der Nordseite der Kirche angebaut. Es diente zu-
nächst vor allem zur Aufnahme von Schwestern für die Missionsarbeit in den USA. Seit 1896
ist die Kongregation der Schwestern in Schellenberg selbständig. ©
Dies war die erste Klostergründung in Liechtenstein, abgesehen von der jahrhundertelangen
klösterlichen Gemeinschaft der Prämonstratenser in Bendern, wo sich von 1538 bis 1636 der
Konvent von St. Luzi befand und um 1700 Pläne bestanden, das Kloster dorthin zu verlegen.
Anfängliches Misstrauen gegenüber der Niederlassung von Missionaren und Schwestern
hatte seine Gründe. Der damalige Benderer Pfarrer Rudolph Schädler (= Bd. 2) war einer der
Gegner. Man sah es nicht gern, dass die Großpfarrei Bendern weiter zerfiel; vier Jahre zuvor
war Ruggell zur eigenständigen Kuratie geworden, nun sollte auch noch Schellenberg durch
die Missionare vom Kostbaren Blut eigene Seelsorger erhalten. Dazu kamen während der Auf-
‘ Sorores a Pretiosissimo Sanguine D. N. J. C.
Spieler: Weizenkorn. S. 116.
* Angehrn: 100 Jahre. S. 12. — Helvetia Sacra. Abt. VIll, Bd. 2, S. 41 00-420. EB
Das Haus des Johann Georg Hundertpfund wurde 1868 von P. Maximilian Homburger f En Bl
Schwestern, später von der Gemeinde erworben und 1904 abgebrochen (vgl. Goop: Schellenberg. Ba. 1,
S. 167 und 200).
> Angehrn: 100 Jahre. S. 40.
° Angehrn: 100 Jahre. S. 54.
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