Johann VI. Flugi in Feldkirch ein Gymnasium, nachdem durch den Dreißigjährigen Krieg
1618-1648) und die damit verbundene Verarmung der Bevölkerung die Schulbildung weit
zurückgeworfen worden war. Für die Ausbildung an Gymnasien und Universitäten stiftete
Pfarrer von Kriß 1689 ein Studienstipendium von 2’000 Gulden. Es vermachten ferner, um nur
vier Beispiele zu nennen, der 1711 verstorbene Hofkaplan Karl Negele (=> Bd. 2) 500 Gulden
für einen Schulfonds in Vaduz, Christian Beck im Jahre 1800 für Triesenberg («mit Bewilligung
meines viel geliebten Herrn Pfarrers»), Johann Dressel (T 1858) und Barbara Hoop 300 Gul-
den für die Schule in Schaan sowie Dombenefiziat Josef Anton Nigg (= Bd. 2), gestorben
1889, eine Schulstiftung für Triesen. Noch 1945 errichtete Julius Geldenbott (=> Bd. 1), Hof-
kaplanı i. R., die Stiftung «St. Josef» für kirchliche, schulische und caritative Belange in Scha-
an und Planken.
Das erste Lehrerseminar Europas wurde 1684 vom Priester Jean Baptist de la Salle in Reims
gegründet; in Deutschland folgte 1695 die Gründung eines Lehrerseminars durch den Pietis-
tenführer Hermann Francke und in der Schweiz 1782 im Zisterzienserkloster St. Urban (LU).
Doch erst im 19. Jahrhundert wurde für alle Lehramtsanwärter der Besuch einer der inzwi-
schen entstandenen Bildungsanstalt wie jener in Bregenz üblich.
19. und 20. Jahrhundert?
Zu einer grundlegenden Änderung für das Volksschulwesen kam es nach der Aufklärung im
18. Jahrhundert, nach deren Auffassung die Geistlichen die Schulung des Volkes vernachläs-
sigten. In der Folge griff die weltliche Obrigkeit auch in katholischen Gegenden ein. Kirchlicher-
seits kam es gerade im 19. Jahrhundert zur Gründung von Brüder- und Schwesternkongre-
gation mit dem besonderen Auftrag für die Bildung.
Fürst Alois I. (1781-1805) begann, sich für ein geordnetes Schulwesen einzusetzen. Im Jah-
re 1800 präsentierte er Jakob Konstantin Steiger (=> Bd. 1), den vormaligen Lehrer für Rheto-
rik in Feldkirch, als Vaduzer Hofkaplan, «in Rücksicht der so nötigen Unterrichtung der Ju-
gend». Doch erst sein Nachfolger Johann |. (1805-1836) und dessen Landvogt Schuppler
(1808-1827) brachten die Entwicklung des Schulwesens-in Gang. Mit der Verordnung der
fürstlichen Hofkanzlei vom 18. September 1805 wurde der Grundstein zur neuen Schule ge-
iegt; sie stammte fast wörtlich aus einer Eingabe, die der Triesner Pfarrer Wolfgang Benedikt
Schmidt (-=» Bd. 1), der vormalige Lehrer der Grammatik in Feldkirch, im Namen der Geistli-
chen der oberen Landschaft verfasst hatte. Der Landvogt ging in der Folge allerdings in einer
Art vor, die auf Unmut stieß und für lange zur Redewendung «wie zu Schupplers Zeiten» führ-
te. Behalf man sich bisher mit einer Schulstube in irgendeinem Bauernhaus, begann man
1807 in den meisten Gemeinden mit dem Bau von Schulhäusern.® Die hauptsächlichen
Fächer waren damals Religion, Lesen, Schreiben und Rechnen.*
' JbL 28, S. 150. - Martin: Bildungswesen. S. 301-303.
JbL 28, S. 147-156. - JbL 29, S. 139-146. — Martin: Bildungswesen. S. 352-360. - Oehri: Menschen.
Bd. 1, S. 56-59 (Frommelt, Fabian).
JbL 53, S. 89
Martin: Bildungswesen. S. 70