Volltext: Was will Liechtenstein sein?

darin auch den Zollvertrag übersteigende Belange behandelt werden, hat Liechtenstein erreicht, dass es in diesen Gemischten Ausschüssen vertre- ten ist (Art. 2 der Zusatzabkommen). Ein enormer Fortschritt! Wir ver- danken dies dem Geschick und Einsatz des damaligen Regierungschef- Stellvertreters Dr. Walter Kieber1und der Arbeit des verstorbenen Gra- fen Gerliczy2. Es waren dramatische Wochen. Die Schweizer waren ver- zweifelt, weil die Liechtensteiner im Hinblick auf die Abkommen Schweiz–EG nicht wussten, was sie wollten. Da beauftragte der Fürst Dr. Walter Kieber, einen liechtensteinischen Standpunkt zu formulieren und gegenüber der Schweiz und der EG durchzubringen. Natürlich war unter den damaligen besonderen Umständen nicht alles möglich. So heisst es gleich wieder in den dreiseitigen Zusatzab- kommen FL–CH–EG, dass der liechtensteinische Vertreter die liechten- steinischen Interessen «im Rahmen der schweizerischen Delegation» wahrnehme und dass der bilaterale Charakter der Abkommen CH–EG dadurch nicht geändert werde und dass die FL-Zusatzabkommen nur solange gelten wie der Zollvertrag selbst. Also sind wir im Verhältnis zur EG, mit den obigen wichtigen Vor- behalten, im Kern durch die bilateralen Regelungen der Schweiz mit der EG für die Dauer des Zollvertrages durch die Schweiz mediatisiert und nicht eigenständig mit der EG verbunden. Würde die Schweiz zum Beispiel heute der EG beitreten, würde der Zollvertrag so nicht überleben. Es ist klar: Im Zuge der europäischen Integration stellen wir, ein kleines Land, nicht nur für die Schweiz, sondern auch für die EG, ein Problem dar. Wir haben es schon bei der EFTA gesehen, die uns 1960 nicht einmal als Mitglied ohne Stimmrecht zuliess. Das Problem wird dadurch verstärkt, dass bei der Wirtschaftsinte- gration im Unterschied zu politischen Fragen rein quantitativ-materielle Interessen gehandelt werden: «Gib du mir, geb ich dir.» Was hat Liech- tenstein da schon zu bieten? 84Texte 
aus dem Nachlass von Gerard Batliner 1Anm. der Redaktion: Dr. Walter Kieber (FBP) war zwischen 1974 und 1978 Regie- rungschef. Von 1970 bis 1974 sowie von 1978 bis 1980 bekleidete er das Amt des stellvertretenden Regierungschefs. 2Anm. der Redaktion: Graf Anton von Gerliczy-Burian leitete in den 1970er Jahren das liechtensteinische Amt für internationale Beziehungen.
	        

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