Volltext: Was will Liechtenstein sein?

Bei der Kunsthausabstimmung prägte Noldi Frommelt18die schöne Formel vom neuen Handschlag, vom neuen Symbol des Kunst- hauses, wo jeder einen Teil (wir den kleineren) einbringt, vom neuen Pakt. Und das Volk hat grossartig zugestimmt! Eine Nebenbemerkung: Unterdessen wurde dem Fürsten gehörige öffentliche Absage erteilt. Wir müssen jetzt schauen, wie wir da weiterkommen. Wir müssen auch der Monarchie Unzulänglichkeiten zugestehen. In unsicheren Zeiten erprobt sich die Partnerschaft. Aber: So sagte mir ein Liechtensteiner, «Wir sind auch keine Un- tertanen mehr». Wenn der Erbprinz, der nach der Verfassung die Mo- narchenrechte ausübt, in Feldkirch unter anderem sagt: «So wichtig für Liechtenstein diese Verträge in der Vergangenheit waren, so wären die wirtschaftlichen Nachteile heute gering, sollte morgen die Schweiz die Verträge kündigen» usw., dann lässt dies nicht nur aufhorchen, denn dann spricht er nicht nur als Privatperson – er ist nicht Privatperson –, sondern er spricht auch für uns als seine Partner und für das ganze Land. Und solches geht nicht ohne interne Abstimmung. Darauf hat die Inter- pellationsbeantwortung zu Fragen der Aussenpolitik deutlich hingewie- sen. Gottseidank wurden die Denkansätze von Feldkirch nachher im Ta- kino und in der Thronrede des Landesfürsten klargestellt. Aber dass die Verlässlichkeit und Glaubwürdigkeit unserer Aussenpolitik und Politik dadurch betroffen wird, zeigt die Interpellationsbeantwortung, die gera- dezu auffällig darauf hinweist, wie wichtig für Liechtensteins Aussen- kurs die Verlässlichkeit sei. Man stelle sich vor, der deutsche Bundespräsident von Weizsäcker wurde öffentlich darüber nachdenken, wie es wäre, wenn die Bundesre- publik nicht mehr in der NATO stünde: Welche Verunsicherung! Er könnte sich auch nicht auf die persönliche «Gedanken- und Redefrei- heit» berufen. Wenn der Erbprinz redet, redet er auch für uns und unse- ren Staat. Aber anstatt dem Schloss eine klare Orientierung zu geben, übt sich die VU in Schmeicheleien und gibt, eine Regierungspartei!, die Schuld dem Günther Meier19. 64Texte 
aus dem Nachlass von Gerard Batliner 18Noldi Frommelt (Jg. 1931) war zwischen 1974 und 1986 Landtagsabgeordneter der FBP. 19Günther Meier war zwischen 1984 und 1999 Chefredaktor des Liechtensteiner Volksblatts.
	        

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