Volltext: Was will Liechtenstein sein?

Anders ist dies in einer Partei mit lauter kleinen und mittleren Selb- ständigen und kleinen Königen und vielen Gegengewichten – vielleicht zu vielen Gegengewichten. Für mich ist es nicht überraschend, dass die Parteigründungen der liechtensteinischen Geschichte Abspaltungen aus der FBP sind. Dazu braucht es selbständige oder selbständig sein wol- lende, oft mutige Leute. Die Christlich-Soziale Partei CSP stammt aus der FBP. Die Weissen, auch die Kunsthäusler, kommen weitgehend aus unserer Partei.6Sogar die Gründer des seinerzeitigen Heimatdienstes 1933 (Eugen Schafhauser, Richard Meier etc.) entstammen massgeblich auch aus der FBP, weil sie die damalige Parteipolitik (auch diejenige der FBP) nicht mehr mitmachten – bis der Heimatdienst mit Vogelsang um- kippte und zumindest teilweise braun wurde. Da kamen die Leute wie- der zurück.7 Solchen dauernden Aderlass muss eine Partei bei unseren knappen Mehrheitsverhältnissen aushalten! Er ist nur durch grössere Kreativität und innere Freiheit wettzumachen. Interessante Leute gehen, wenn auch langsam, zur interessanteren Partei. Abspaltungen wurden immer wie- der kompensiert und können vielleicht auch in Zukunft durch Zuwan- derung aus einer immer besser gebildeten, differenzierten Gesellschaft kompensiert werden. Der Unternehmerische denkt an die Zukunft. Er muss planen. Er verzichtet auf Gegenwart, um die Zukunft zu bestehen. Er spart. Die FBP hat seit 1928 gespart – eine grosse Konstante! So ist die FBP weniger anfällig für Gefälligkeiten. Dagegen muss man psychologisch eine Partei wie die VU verstehen, die aus ihrer Tra- dition heraus das Gefühl hat (ich möchte sagen: zu Unrecht!), immer zu kurz gekommen zu sein, die glaubt, die Schwächeren zu vertreten, ihr Fürsorger und Schützer in allen Lagen zu sein, dass eine solche Partei ausgiebig beim Staat holen will, um allen Gerechtigkeit widerfahren zu lassen! Weil sie aber zugleich die Tendenz hat, egalitäre Massenpartei zu 56Texte 
aus dem Nachlass von Gerard Batliner 6Über die Entwicklung der liechtensteinischen Parteien: Wilfried Marxer, Wahlver- halten und Wahlmotive im Fürstentum Liechtenstein, LPS 30, Schaan 2000. Die Christlich-soziale Partei CSP bestand in den 60er Jahren. Die links-grüne Freie Liste (die «Weissen») wurde 1985 gegründet und konnte sich als dritte Kraft auf Dauer behaupten. 7Zur Gründung und Entwicklung des Heimatdienstes: Peter Geiger, Krisenzeit. Liechtenstein in den Dreissigerjahren 1928–1939, Vaduz/Zürich 1997, Bd. 1, S. 365 ff.; et passim.
	        

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