Volltext: Was will Liechtenstein sein?

Fragen der liechtensteinischen Aussenpolitik Vortrag vom 19. April 1974 im Hotel Schlössle, Vaduz, beim Kiwanis Club Wenn es das Ziel der Aussenpolitik ist, ein möglichst hohes Mass an staatlicher Unabhängigkeit zu gewährleisten, dann dienen diesem Ziel ebenfalls die Verteidigungspolitik, wie auch in neuerer Zeit – seitdem der Staat zum Leistungsstaat geworden ist – die Wirtschafts- und Finanz - politik und die Bildungspolitik. Nun ein paar Worte zu diesen übrigen Sparten der Unabhängig- keitspolitik, die nicht Aussenpolitik sind: Seit 1868 besitzt Liechtenstein kein Militär mehr. Damit ist eine militärische Verteidigungspolitik unmöglich geworden. Doch gab es eine solche auch nicht vor 1868. Die Verteidigungskraft war zu schwach, die Haltung von Truppen entsprang wohl einzig den Bündnispflichten aus der Mitgliedschaft im Deutschen Bund. Doch das militärisch nicht ver- teidigte Liechtenstein ist heute in der überaus glücklichen Lage, nicht nur in der Schweiz einen neutralen Nachbarn zu besitzen, sondern es ist seit der Neutralitätserklärung Österreichs vom 26. Oktober 1955 beid- seitig von neutralen Staaten umgeben. Die völkerrechtlich verankerte immerwährende Neutralität der Nachbarn verschafft uns Schutz vor ih- ren militärischen Angriffen. Noch wichtiger aber ist unser Schutz vor dritten Staaten, den die Neutralität der Nachbarn auch uns gewährt. Die bewaffnete, völkerrechtlich anerkannte Neutralität nämlich verleiht un- seren Nachbarn selbst besonderen Schutz vor äusseren Angriffen.1Das Interesse, dass die Neutralen keinem der Blöcke zufallen, ist allgemein. Und Liechtenstein, rundum eingepolstert von den neutralen Nachbarn, besitzt keine offene Flanke, ist sozusagen so sicher vor äusseren Angrif- fen wie unsere Nachbarn selbst, ohne dass wir etwas dazu tun, ohne dass 33 
1Vgl. Gerard Batliner, Österreich – unser Nachbar, in: Liechtensteiner Volksblatt, 25.10.1973, Nr. 159.
	        

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