Volltext: Was will Liechtenstein sein?

Nach wie vor sind die Staaten massgebende Akteure der Welt, doch die grossen Schicksalsfragen der Menschheit lassen sich immer mehr nur ge- meinsam angehen. Die Staatengemeinschaft, mehr noch die im zusam- menwachsenden Europa, beginnt sich einzumischen. Die Medien, kon- stituierendes Element jeder freien Gesellschaft, oft auch ambivalent, sind nicht abzuschütteln. In vielen Bereichen erhebt eine wache, unterstüt- zende, sich wehrende, kritische Weltzivilgesellschaft ihre Stimme. Wir sind verunsichert in unserem Bedürfnis nach «Souveränität». Es gilt die legitimen Interessen wahrzunehmen. Zugleich ist moderne Aussenpolitik mehr als nur Interessenpolitik. Realistisch etwa die Worte des Präsidenten der Treuhänder, Peter Marxer jun.: «Die EU, insbeson- dere aber die OECD kritisieren die unterschiedliche steuerliche Be- handlung von im Inland tätigen und nichttätigen Gesellschaften als un- gerechtes ‹Ring Fencing›. Dieser ‹Zaun› um die Sitzgesellschaften muss auch in Liechtenstein eliminiert werden.» Das Privileg des Staatseins ist auf Dauer nicht zu halten und unglaubwürdig ohne gewisse Rücksichten und ohne auch ein gewisses, genügendes wie praktiziertes, Mitsein mit anderen. Nebenbei: Es wird sein, dass unsere oberen Stellen nach dem erschütternden Terroranschlag in Madrid vor einem Jahr verhindert wa- ren, damals am grossen gemeinschaftlichen Trauerakt teilzunehmen. Liechtenstein offenbar auch nicht dabei beim gemeinsamen Gedenktag in Auschwitz am 27. Januar dieses Jahres. Jedenfalls wurde nicht darü- ber berichtet. Heutige Aussenpolitik ist eine Sache der ganzen «Physik». Mehr und mehr indessen sind wir mit uns beschäftigt. Unsere Ver- fassung, die das Zusammenleben regeln sollte, hat ihren «Glanz» (ich leihe das Wort von Peter Sprenger) verloren. Unser selten schöner, klei- ner Lebensraum ist eingreifenden Gefährdungen ausgesetzt. Gänzlich unabsehbar in den Auswirkungen ist die aufgekommene Gewalttätigkeit der öffentlichen Sprache und das Brandmarken von Teilen des Volkes. «Ich bin überzeugt, dass Wörter Folgen haben», sagte Karl Dedecius, Träger des Friedenspreises, in der Frankfurter Paulskirche. Solche und andere Unstimmigkeiten lähmen manche Motivation. Unsere Marke bekommt Risse, ebenso unsere Glaubwürdigkeit, wenn wir Demokratie und Rechtsstaat preisen, Kyoto und Umwelt, oder das Lied von der Humanität des kleinen Staates singen. Es sind Anfragen an uns. Aber unübersehbar auch ist das Auftreten einer wachen, anteilneh- menden Zivilgesellschaft. Verschiedene Hilfswerke ihrerseits, Frauen 205 
Der Liechtensteinische Entwicklungsdienst: Ein Juwel
	        

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