Volltext: Was will Liechtenstein sein?

Hunger zu stillen. Liechtensteins Vorteil war und ist es auch, seinen Platz auf der Erde zwischen der Schweiz und Österreich zu haben. Nach der Katastrophe des Ersten Weltkrieges und dann wieder nach den Gräueln des Zweiten Weltkrieges begannen die Nationalstaa- ten, sich multilateral zusammenzuschliessen. 1919/20 wurde der Völker- bund geschaffen. Er sollte künftige Kriege verhindern. 1945 wurden die Vereinten Nationen (UNO) ins Leben gerufen. Im europäischen Rah- men entstand 1949 der Europarat, 1957 die Europäische Wirtschaftsge- meinschaft (EWG), 1960 die Europäische Freihandelsassoziation (EFTA). Liechtenstein sah sich von Anfang an gedrängt, mitzumachen und dabei zu sein dort, wo die anderen Staaten sich versammeln. Aber das Gesuch um Aufnahme in den Völkerbund wurde 1920 wegen der Klein- heit und der Unfähigkeit, alle Völkerbundsverpflichtungen wahrzuneh- men, mit 28:1 Stimme abgelehnt. Das Trauma, als Staat nicht gleich be- handelt zu werden, sollte uns noch lange begleiten. Als 1949 unser Land nach sorgfältigen Vorbereitungen dem Internationalen Gerichtshof (IGH) beitreten wollte, erhob der sowjetrussische Vertreter Tsarapkin im UNO-Sicherheitsrat fünf Einwände, wonach Liechtenstein (wegen der mit der Schweiz vereinbarten vertraglichen Aussenvertretung, des Zollanschlusses an die Schweiz, der Schweizer Währung, des Postvertra- ges und der Telefon- und Telegrafenregelung) gar nicht ein souveräner Staat sei. Glücklicherweise hat dann die Sowjetunion bei der darauf fol- genden Abstimmung kein Veto eingelegt, sodass wir 1950 Mitglied des IGH werden konnten. Als Liechtenstein aber 1960 Mitglied der EFTA (auch ohne allfälliges Stimmrecht) werden wollte, wurde abgewunken. Liechtenstein wurde über die Schweiz und ein Sonderprotokoll in die EFTA einbezogen, ohne Mitglied zu werden. Im GATT war unser Land durch die Schweiz vertreten. Ende der 1960er Jahre entbrannte im Schoss der UNO eine von den Westmächten ausgelöste Mikrostaatende- batte, deren Ziel es war, sehr kleine Länder von der vollen Mitgliedschaft bei der UNO fernzuhalten. Aber in den 1970er Jahren gelang, dank der Einladung durch die Ostblockstaaten, die Teilnahme Liechtensteins an der KSZE (Gründung 1975). Und nach über zehnjährigen Bemühungen erfolgte, nach beachtlichem Widerstand, der Beitritt zum Europarat. Eine Zeitung schrieb, dass der Europarat sich mit so einer Aufnahme «laughable» (lächerlich) mache. Seither sind solche Stimmen verstummt. In der UNO wurden inzwischen auch sehr kleine Staaten aufgenommen. 183 
Unser Staat
	        

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