päischen Familienverband. Der EWR wird uns akzeptieren, macht uns damit zu einem immer mitgenannten europäischen Staat. Der Zwang zum Mitmachen wird kompensiert durch einen Zu- wachs an Staatlichkeit. Das Grundlegende aber, der Wille zur Selbstbe- hauptung, kann uns nicht abgenommen werden. Nur weil unsere Vor- fahren im schwierigen 19. Jahrhundert und durch die zwei Weltkriege das Geschenk, ein Staat zu sein, erhalten und weitergegeben haben, kön- nen wir am 9. April überhaupt abstimmen. Es gibt auch liechtensteinspezifische Vorteile (etwa im Verhältnis zu Andorra in den Pyrenäen oder zu den Kanalinseln): das Privileg un- seres Standortes inmitten Europas, zwischen der Schweiz und Öster- reich, im Dreieck Mailand-Zürich-München, das günstige Klima, das Bildungsniveau, die (bisher) politische Stabilität, der alemannische Fleiss, der vornliegende Entwicklungsstand von unternehmerischer In- dustrie und Dienstleistungen. Kleinheit kann auch vorteilhaft sein, wenn Flexibilität, die Fähigkeit sich rasch anzupassen, gefordert ist. Es gibt in der Lebenswirklichkeit so etwas wie einen Schutz der Schwäche. Negativ: Starke mögen einander bekämpfen, ja aufs Kreuz le- gen. Wenn der Stärkere den Schwächsten aufs Kreuz legt, dann stört et- was. Da gibt es eine Hemmung. Positiv: man kann dem sehr Kleinen ge- wogen sein und helfen, ohne den eigenen Interessen zu schaden. Dazu einige Fakten aus der allerjüngsten Zeit: Alle potentiellen EWR-Staaten mussten sich bis Ende 1992 für oder gegen den EWR (seit 1. April 1994 in Kraft) entscheiden. Liechtenstein allein erhielt eine Fristverlängerung von 2 Jahren und 4 Monaten (seit Inkrafttreten 1 Jahr und 4 Monate) und kann nochmals in einer Volksabstimmung entscheiden. Liechtenstein wurde es darüber hinaus ermöglicht, sich den Zugang zu zwei Wirt- schaftsräumen offen zu halten. Weder die EWR-Staaten noch die Schweiz mögen es sich leisten, das kleine Liechtenstein in Schwierigkei- ten zu bringen. Graham J.L. Avery sagte in Vaduz: «Liechtenstein may be the first European State in history to be a member of two economic areas at the same time!» (Liechtenstein wird wohl in der Geschichte der erste europäische Staat sein, der gleichzeitig Mitglied von zwei Wirt- schaftsräumen ist!). Dies war nur wegen unserer Kleinheit und der Überschaubarkeit der Verhältnisse möglich. Schliesslich konnte Liech- tenstein, unter Beibehaltung aller anderen EWR-Vertragsergebnisse, den Personenverkehr nachverhandeln und eine Lösung erzielen, die keinem anderen EWR-Staat gewährt wurde.175
«Am Sonntagmorgen des 9. April werde ich Ja stimmen»