Volltext: Was will Liechtenstein sein?

nämlich ein aussergewöhnlicher Anstieg der Zahl von Staatsange- hörigen der EG-Mitgliedstaaten oder anderer EFTA-Staaten oder der Zahl der von diesen Staatsangehörigen insgesamt besetzten Ar- beitsplätze in der Wirtschaft, und zwar jeweils im Vergleich zur Zahl der inländischen Bevölkerung. Ferner sind die möglichen Auswirkungen des verzögerten Inkrafttretens des EWR-Abkom- mens für Liechtenstein zu berücksichtigen. Darüber hinaus werden die Vertragsparteien im Falle von Schwierigkeiten versuchen, eine Lösung zu finden, die es Liechtenstein ermöglicht, von Schutz- massnahmen abzusehen.» Die Schweiz würde sich glücklich schätzen, annähernd so etwas erreicht zu haben. Es ist unwahrscheinIich, dass wir, als Aussenstehende, nach ei- nem Nein, bilateral oder über die Schweiz mehr erreichen. Ich möchte nun nicht auf weitere Einzelthemen der Debatte einge- hen. Im Grunde entscheiden wir zwischen zwei Integrationszügen. Im einen Fall kennen wir, wenn auch nicht alles vorhersehbar ist, einiger- massen die Bedingungen und die Route. Bei einem Nein dagegen sind Bedingungen und Route unbekannt. Dass das Nein letztlich mit Unbe- kannten zu tun hat, woraus das Unausgewogene der Diskussion resul- tiert, kann man den EWR-Gegnern nicht zum Vorwurf machen – fairer- weise aber auch nicht der Regierung. Seit bald drei Jahren diskutieren wir, was ein Ja zum EWR einigermassen bedeuten könnte. Wir können nicht wissen, was das Nein (= Ja zum anderen Integrationszug) bedeu- tet. Auch die Schweiz weiss es nicht. Niemand weiss es. Wie sähe eine bilaterale Lösung aus? Wie eine Lösung als Anhang zur Schweiz (ohne völlig gleich gelagerte Interessen) etc.? Es werden da noch andere Ver- handlungspartner mitreden. Die Schweiz wird wenig Spielraum haben für uns. Spätestens beim Beitritt der Schweiz zur EU müssen wir ir- gendeine Lösung haben. Was tun in solch komplizierter und schwieriger Lage? Dazu drei Regeln aus der allgemeinen Lebenserfahrung: 1. Die Dinge nehmen, wie sie sind und nicht wie wir sie haben möchten. Europa nehmen, wie es ist und nicht wie es sein sollte. Unter Umständen auch Unangenehmes, das wir nicht ändern können, akzeptieren. Fügen wir uns in gewisse Realitä- ten, dann wachsen uns auch Ruhe, ein klarerer Blick für unsere Mög- lichkeiten und Kraft für das zu Tuende zu. 2. Eine Analyse der Realitä- ten aus einer Gesamtschau heraus vornehmen. Unsere Personal-Com- 170Texte 
aus dem Nachlass von Gerard Batliner
	        

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