Volltext: Was will Liechtenstein sein?

nommen. Besonders schön ist, dass praktisch schon alle Staaten der Welt da waren, dass wir also von der versammelten Weltstaatengemeinschaft auf- und angenommen wurden. Bereits von den Mitgliedern im Sicher- heitsrat der UNO war Liechtenstein mit schmeichelhaften Worten im Hinblick auf die Aufnahme willkommen geheissen worden. Das Völ- kerbundstrauma ist überwunden. Ein Blick in die liechtensteinische Presse verdeutlicht es: Wir sind arriviert. Wir sind wer. Ein liechtensteinisches Blatt zeigt den Regie- rungschef neben Hans-Dietrich Genscher auf dem Sofa sitzend, darun- ter der Hinweis: «Auf politischer Ebene leistet Liechtenstein seinen ak- tiven Part in bezug auf die europäische Integration.» In der Jungfernrede vom 4. Oktober dieses Jahres vor der Generalversammlung der UNO erklärt der Chef der liechtensteinischen Regierung: «Liechtenstein verurteilt [...] die irakische Besetzung und Anne- xion Kuwaits mit allem Nachdruck und verlangt den sofortigen und be- dingungslosen Rückzug der irakischen Truppen aus Kuwait.» Wir sind 
wer! III. Wer sind wir? Wohlstand und aussenpolitische Erfolge haben uns weit gebracht. Aber Wohlstand und Unabhängigkeit für sich allein besagen nichts über die staatliche Identität. Erst wenn klar ist, wer und was hinter dem Wohl- stand und der Souveränität steckt, haben wir unser Eigenes identifiziert. Lange Zeit stellte sich die Frage «wer sind wir?» nicht, da unsere Bevöl- kerung um das schiere Überleben in diesem Lebensraum zu kämpfen hatte oder gar auswandern musste. Die Verfassungen von 1849, 1862 und 1921 waren dann ein erheblicher Beitrag zu unserem Staatsverständnis. Im Zweiten Weltkrieg war wenigstens ein negatives Staatsverständnis ge- fordert, unter Gefahren zu wissen, keine Deutschen zu sein und keine Deutschen werden zu wollen. Doch heute, da wir die Mittel in die Hand bekommen haben, über die wirtschaftliche und physische Gestalt dieses Raumes zu verfügen, drängt sich bei jedem Tun und Lassen die Frage auf, wer sind wir, wer wollen wir sein? Welches Gesicht soll dieses Land haben, landschaftlich, in den Dörfern? Welches ist sein Recht, sind seine 121 
Gedanken zu aktuellen Problemen des Fürstentums Liechtenstein
	        

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