Volltext: Egon Rheinberger (1870-1936) Zeitenwanderer

sen Haube auf zwei Löwensäulen aus dem 13./14. Jahrhundert 
ruht und den ein Madonnenrelief des 15.Jahrhunderts schmückt. 
Der Fürst setzte auch bei der Fertigstellung des Burginnern auf 
Rheinbergers Fähigkeiten und liess ihm bei der Ausgestaltung der 
Räume kreativen Spielraum. Dank dieses Umstandes konnte der 
Künstler sich auf Burg Liechtenstein sowohl als Aussen- wie als 
Innenarchitekt profilieren. 
Nach seiner Heimkehr nach Vaduz im Jahr 1902 fertigte Egon 
Rheinberger nahezu fünfzig Skizzen und ein Holzmodell für den 
geplanten Umbau von Schloss Vaduz an. Er hoffte damals, mit der 
Bauleitung betraut zu werden. Der grössere Teil der Zeichnungen 
befasst sich eingehend mit der vorhandenen Bausubstanz und 
sieht eine Einbeziehung derselben in das Baukonzept vor. In ande- 
ren Entwürfen hingegen schwebte dem Künstler-Architekten eine 
facettenreiche neue Burg nach dem Muster von Kreuzenstein vor 
Augen. Die vorhandene Bausubstanz findet hier nur geringe 
Berücksichtigung. Diese Zeichnungen und aquarellierten Blätter 
orientieren sich ganz an seinen künstlerisch-ästhetischen Vorstel- 
lungen und illustrieren eine schöpferische Wiederbelebung einer 
alten, teilweise ruinenhaften Burg. Den damaligen denkmalpfle- 
gerischen Überlegungen hätten solche Umbauentwürfe zweifellos 
nicht mehr entsprochen. Sie dokumentieren aber, mit welch gros- 
sem Interesse sich Egon Rheinberger der Renovation von Schloss 
Vaduz zugewandt hätte. 
Zur selben Zeit befasste sich Rheinberger mit einer ausführlichen 
Bauuntersuchung von Schloss Vaduz, verbunden mit Grabungen 
auf dem Schlossgelände. Er lieferte damit einen wesentlichen Bei 
trag zur Grundlagenforschung für den geplanten Wiederaufbau. 
Man erfährt darüber in seinem Bericht von 1904, den er zuhan- 
den der Baukommission, deren Mitglied er war, verfasste. Im se] 
ben Jahr bewarb er sich in selbstbewusstem Ton um die Baulei- 
tung, doch wurde seinem Ansuchen aus unbekannten Gründen 
nicht stattgegeben. Es muss für Egon Rheinberger sehr schwer 
gewesen sein, zu erfahren, dass der Fürst diese Aufgabe jemand 
anderem übertrug. 
Bei der im Jahr 1904 von Fürst Johann II. erworbenen Ruine 
Gutenberg bei Balzers konnte Egon Rheinberger als eigener Bau- 
herr ein Projekt nach seinen Vorstellungen realisieren. 
Die Anfänge von Gutenberg reichen wahrscheinlich ins 11. Jahr- 
hundert zurück. Im 13. Jahrhundert war sie Wohnsitz der aus 
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Burgenbauer und Spätromantiker
	        

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