Volltext: Egon Rheinberger (1870-1936) Zeitenwanderer

Die Skizzenbücher Egon Rheinbergers 
Wer einen Künstler verstehen will, muss seine Skizzen und Ent- 
würfe studieren. Diese sind in der Regel zwar weniger perfekt als 
die endgültigen Werke, aber authentischer und meist aussage- 
kräftiger. Dies zeigt sich auch im Werk von Egon Rheinberger. 
Zu Beginn seines gestalterischen Schaffensprozesses steht bei Egon 
Rheinberger meist die Skizze. Sie dient ihm zur Darstellung seiner 
{deen und zum Festhalten gewonnener Eindrücke. Die Ausarbei- 
tungsstadien der einzelnen Zeichnungen differieren innerhalb der 
Skizzenbücher sehr. Sie reichen von schnell skizziert und ange- 
deutet bis hin zu exakten Konstruktionszeichnungen mit Mass- 
angaben, die nur auf eine spätere Ausführung zu warten scheinen. 
Diese Konstruktionszeichnungen finden sich in erster Linie bei 
Darstellungen von Architekturelementen und Gebrauchshand- 
werk (Tische, Stühle, Leuchter) wieder. 
Die Skizzenbücher Egon Rheinbergers vermitteln den Eindruck, 
dass sie ihm in erster Linie als Sammelort für seine verschieden- 
artigen Entwürfe dienten. Viele der noch erhaltenen Skizzenbü- 
cher sind während seiner Ausbildungsphase in München (1886- 
1896) entstanden. Sie scheinen seine stetigen Begleiter gewesen 
zu sein - egal, ob er durch München wanderte oder sich auf Rei- 
sen befand. Das ständige Zeichnen half ihm, sein Sehen und seine 
Hand zu schulen. Ebenso konnten die Zeichnungen später als 
Gedächtnisstütze fungieren. 
Ein Grossteil der Zeichnungen, die Rheinberger von seinen Erkun- 
dungstouren mitbrachte, weist einen engen thematischen Zusam: 
menhang auf. Sie befassen sich mit den verschiedenen Lebensbe: 
reichen des Mittelalters. Architektonische Zeichnungen zeigen bei- 
spielsweise mittelalterliche Stadtansichten, Häuserwinkel, Burgen 
oder Detaillösungen wie gotisches Masswerk, Erker, Giebel und 
Balkenkonstruktionen. Gerade die Bevorzugung von baulichen 
Motiven des Mittelalters lässt den Architekten in ihm erkennen, 
der sich ernsthaft mit der Beschaffenheit eines Altbaues ausei- 
nandersetzte. Es sind stets subtil ausgeführte Arbeiten. Auch 
Abbildungen von mittelalterlichen Alltagsgegenständen sind in 
beachtlicher Zahl vertreten. Sie dürften vor allem in den verschie- 
denen Museen entstanden sein, die er besuchte. Als Beispiele seien 
hier das Bayerische Nationalmuseum in München und das Ger- 
manische Nationalmuseum in Nürnberg genannt. Beide Museen 
sind Gründungen des 19. Jahrhunderts und weisen bedeutende 
Sammlungen, speziell im Bereich der deutschen Kunst- und Kul- 
Ar 
Die Skizzenbücher Eaon Rheinberaers 
Nicole D. Ohneberg
	        

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