Volltext: Egon Rheinberger (1870-1936) Zeitenwanderer

bildete Ravenna, wo Egon Rheinberger vierzehn Tage intensiv 
arbeitete, um sich mit der Technik der Mosaikherstellung vertraut 
zu machen. Von diesem Aufenthalt sind Skizzen von Theoderichs 
Grabmal sowie einiger Mosaiken, unter anderem aus der Basilika 
Sant’Apollinare Nuovo, erhalten geblieben. 
Das zunehmend kälter werdende Novemberwetter bewog die zwei 
Kunstreisenden, nach acht Monaten in Italien die Heimkehr anzu- 
treten. Auf einer Karte, die Rheinberger am 1. Dezember 1897 aus 
Innsbruck an seine Schwester Emma schickte, schrieb er humor: 
voll: «Ich komm soeben aus Italien. Mein Bauch, meine Taschen, 
alles ist leer, Meine Läuse liess ich über der Grenze, riss ihnen aus 
Ohren und Schwänze. Auch war ich schon bei einem Friseur, doch 
denke Dir das Mahleur. Ich konnte den Herrn nicht ganz bezahlen. 
Ich gab ihm meine Farben zum Malen, doch wollte er davon nichts 
wissen, und hat mich zur Bude hinausgeschmissen. Nach altem 
Handwerksburschenbrauch, denk ich zuerst immer an meinen 
Bauch, doch ist er zur Hälfte jetzt voll, nur auf einer Seite tönt's 
noch hohl hier in Tirol. Meine weisse Wäsche ist gelb, die Stiefel- 
absätze schelb. Ich komme morgen Abend nachhaus. Wirf mich 
nur nicht wie der Friseur hier hinaus. Es grüsst Dich das Graf 
Hügebein, das Schwein.» 
Von Innsbruck aus kehrte Egon Rheinberger nach Vaduz zurück, 
wo er für mehrere Wochen blieb. 
Die Italienreise hat keine tief greifende Änderung seiner künstle 
rischen Arbeit mit sich gebracht, ganz im Gegensatz zu seinen Aus 
flügen ins Mittelalter. Die Besichtigung von Städten wie Nürnberg 
oder Rothenburg ob der Tauber und die zahlreichen Besuche von 
Burgen haben ihn nachhaltiger beeinflusst. Die Beschäftigung mit 
dieser Epoche findet ihren vorerst beeindruckenden Abschluss im 
Wiederaufbau der Burg Gutenberg. 
Die Skizzenblätter der Italienreise machen deutlich, dass diese als 
Abschluss von Rheinbergers Studienzeit zu sehen sind. Sowohl an 
der Kunstgewerbeschule als auch an der Akademie der Bildenden 
Künste in München wurde nach Möglichkeit von Originalen 
gelernt. Wenn dies nicht ging, behalf man sich mit fotografischen 
Abbildungen. Dass hierbei der Wunsch entstand, die bekannten 
Kunstdenkmäler Italiens im Original zu sehen, ist gut nachvoll- 
ziehbar. Dies verdeutlichen die auf dieser Reise entstandenen Skiz- 
zen, die thematisch sehr vielfältig sind. Sie zeigen römische Mosai- 
ken ebenso wie Renaissance- und Barockdenkmäler. Die Mosaik- 
Yu 
Aeisen bildet — Wanderijahre
	        

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