Volltext: Egon Rheinberger (1870-1936) Zeitenwanderer

Wrba und Rheinberger über den Brenner und Bozen nach Verona, 
Padua und weiter nach Venedig, wo der erste längere Aufenthalt 
vorgesehen war. Für vier Wochen weilten die beiden in Venedig 
und waren von der Anzahl der Kunstwerke schier überwältigt. 
Nicht anders erging es ihnen in Florenz. Von hier aus schrieb 
Rheinberger nach Hause: «Es sind allerdings zwei Monate für diese 
prächtige Stadt mit ihrem ungeheuren Reichthum von Kunst- 
schätzen eine sehr kurze Zeit. Ich schied höchst ungern von Flo- 
renz um noch in Oberitalien die Städte Pistoja, Lucca, Pissa, Sienna 
und Gigmignano zu besuchen.» 
Erst Mitte Juli 1897 gelangten sie nach Neapel, wo sie für weitere 
vier Wochen das «fremde» Leben und Treiben der Stadt kennen- 
lernen wollten und später dazu bemerkten, dass die Menschen mit 
«ihrem bewegten und ungenirten Straßenleben, fortwährend an 
antike Szenen und Bilder erinnerten». Selbstverständlich durfte 
die Besichtigung der erst nach der Mitte des 18. Jahrhunderts 
begonnenen Ausgrabungen von Pompeji und Herkulaneum nicht 
fehlen. Da in Neapel die Malaria grassierte, entschieden sie sich, 
ihre Reise per Schiff nach Palermo fortzusetzen. Mit Palermo und 
Girgenti erreichten sie den südlichsten Punkt ihres Italienaufent- 
haltes. Im Bericht an den Fürsten notiert Rheinberger zu Sizilien: 
«Kolossale Baureste und sehr schöne und gut erhaltene grie- 
chische Tempel zeugen noch von Siziliens Größe und Reichthum.» 
Sizilien war erst im 18. Jahrhundert, vor allem aufgrund der 
Beschreibungen des Barons von Riedesel (1771), zu einem attrak- 
tiven Ziel avanciert. Dort bestand die Möglichkeit, sich mit Bau- 
denkmälern verschiedenster Epochen auseinanderzusetzen und 
seiner Kunstbetrachtung sowie dem Verständnis der Alten und 
Mittleren Geschichte neue Perspektiven zu eröffnen. 
Nachdem Egon Rheinberger und Georg Wrba Sizilien verlassen 
hatten, entschlossen sie sich zu einem mehrtägigen Aufenthalt auf 
Capri und in Paestum. Ende August waren sie zurück in Rom, wo 
sich die Begeisterung Rheinbergers für die Stadt am Tiber sehr in 
Grenzen hielt, wie im Bericht an den Fürsten nachzulesen ist: 
«Bereits nach einem Aufenthalt von 10 Wochen habe ich alles 
Interessante gesehen. Zwar machen die Werke Michelangelos und 
Raffaels einiges wieder gut, nichts desto trotz kann Rom einem 
Vergleich mit Florenz nicht standhalten.» 
Wieder auf dem Heimweg verbrachten sie noch einige Tage in 
Orvieto, Perugia, Assisi und Ancona. Den letzten Zwischenstopp 
3.4. 
Adeisen bildet - Wanderjahre 
Karte mit eingezeich- 
neter Route Egon 
Rheinbergers 
Italienreise.
	        

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