spielsweise 1891 Nürnberg, bevor er sich auf den Heimweg nach
Vaduz machte, um dort seine Sommerferien zu verbringen. Im
Jahr darauf ging es von München aus über Salzburg und Linz mit
dem Schiff nach Wien. Leider können aufgrund der Quellenlage
nicht mehr alle Reisen bis ins Detail rekonstruiert werden. Trotz-
dem vermitteln sie einen ersten Eindruck über die Vorlieben und
Interessen Egon Rheinbergers. Dabei erweist sich die Beschäfti
gung mit dem Mittelalter als ein roter Faden, der sich durch sein
ganzes «Reiseleben» zieht. Auch als er 1902 wieder in Liechten
stein sesshaft geworden war, liess ihn die Welt des Mittelalters
nicht los. Zusammen mit seinem Studienfreund Georg Wrba wan
derte er zu Fuss über Graubünden ins Südtirol, das ihn vor allem
wegen der vielen mittelalterlichen Burgen sehr beeindruckte.
Seine Skizzen und Skizzenbücher legen darüber beredtes Zeugnis
ab. Exemplarisch seien hier die Burgen Boymont und Eppan bei
Bozen sowie die Ruine Maultasch (= Burgruine Neuhaus) bei
Meran genannt. Allerdings weisen die Zeichnungen dieser Burgen
erhebliche Unterschiede zum heutigen Bauzustand auf. Es scheint
fast so, als ob Rheinberger in seinen Skizzen versucht hat, einen
möglichen Urzustand der Burgen darzustellen oder eine mögliche
Variante für einen Wiederaufbau zu schaffen. Hierbei sollten keine
fehlenden Dächer oder Mauerstücke die Vorstellung mittelalterli-
cher Kultur beeinträchtigen.
1910 unternahm er vor seiner Heirat noch eine deutsche Städte:
tour, auf welcher er Augsburg, Nürnberg und Rothenburg ob der
Tauber besichtigte. Die beiden letzteren galten als städtische Pro:
totypen des deutschen Mittelalters und haben Rheinberger mit
ihrem Stadtbild nachhaltig begeistert. Leider wurden sie während
des Zweiten Weltkrieges durch Luftangriffe in ihrer original erhal
tenen Bausubstanz stark beschädigt.
Italienreise - den Originalen auf der Spur
Mit der Italienreise von 1897 trat er in die Fussstapfen vorange
hender Künstlergenerationen und folgte dem Vorbild des Bil
dungsbürgertums des 19. Jahrhunderts. Schliesslich hatte sich
schon Goethe nach Italien begeben, um sein Zeichnen zu vervoll-
kommnen, wie seiner «Italienischen Reise» zu entnehmen ist.
Italien war seit den Kavalierstouren des späten 16. Jahrhunderts
bis ins beginnende 18. Jahrhundert ein beliebtes Reiseziel. Die
Kavalierstour unterlag damals einem barocken Repräsentations-
Reisen bildet —- Wanderiahre
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