Volltext: Egon Rheinberger (1870-1936) Zeitenwanderer

spielsweise 1891 Nürnberg, bevor er sich auf den Heimweg nach 
Vaduz machte, um dort seine Sommerferien zu verbringen. Im 
Jahr darauf ging es von München aus über Salzburg und Linz mit 
dem Schiff nach Wien. Leider können aufgrund der Quellenlage 
nicht mehr alle Reisen bis ins Detail rekonstruiert werden. Trotz- 
dem vermitteln sie einen ersten Eindruck über die Vorlieben und 
Interessen Egon Rheinbergers. Dabei erweist sich die Beschäfti 
gung mit dem Mittelalter als ein roter Faden, der sich durch sein 
ganzes «Reiseleben» zieht. Auch als er 1902 wieder in Liechten 
stein sesshaft geworden war, liess ihn die Welt des Mittelalters 
nicht los. Zusammen mit seinem Studienfreund Georg Wrba wan 
derte er zu Fuss über Graubünden ins Südtirol, das ihn vor allem 
wegen der vielen mittelalterlichen Burgen sehr beeindruckte. 
Seine Skizzen und Skizzenbücher legen darüber beredtes Zeugnis 
ab. Exemplarisch seien hier die Burgen Boymont und Eppan bei 
Bozen sowie die Ruine Maultasch (= Burgruine Neuhaus) bei 
Meran genannt. Allerdings weisen die Zeichnungen dieser Burgen 
erhebliche Unterschiede zum heutigen Bauzustand auf. Es scheint 
fast so, als ob Rheinberger in seinen Skizzen versucht hat, einen 
möglichen Urzustand der Burgen darzustellen oder eine mögliche 
Variante für einen Wiederaufbau zu schaffen. Hierbei sollten keine 
fehlenden Dächer oder Mauerstücke die Vorstellung mittelalterli- 
cher Kultur beeinträchtigen. 
1910 unternahm er vor seiner Heirat noch eine deutsche Städte: 
tour, auf welcher er Augsburg, Nürnberg und Rothenburg ob der 
Tauber besichtigte. Die beiden letzteren galten als städtische Pro: 
totypen des deutschen Mittelalters und haben Rheinberger mit 
ihrem Stadtbild nachhaltig begeistert. Leider wurden sie während 
des Zweiten Weltkrieges durch Luftangriffe in ihrer original erhal 
tenen Bausubstanz stark beschädigt. 
Italienreise - den Originalen auf der Spur 
Mit der Italienreise von 1897 trat er in die Fussstapfen vorange 
hender Künstlergenerationen und folgte dem Vorbild des Bil 
dungsbürgertums des 19. Jahrhunderts. Schliesslich hatte sich 
schon Goethe nach Italien begeben, um sein Zeichnen zu vervoll- 
kommnen, wie seiner «Italienischen Reise» zu entnehmen ist. 
Italien war seit den Kavalierstouren des späten 16. Jahrhunderts 
bis ins beginnende 18. Jahrhundert ein beliebtes Reiseziel. Die 
Kavalierstour unterlag damals einem barocken Repräsentations- 
Reisen bildet —- Wanderiahre 
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