Volltext: Natur und Landschaft im Alpenrheintal

ressenlage führt also zu ganz unterschiedlichen Wahrnehmungen. Diese und deren Verarbeitung ergeben sich aber nicht nur aufgrund von un- terschiedlichen Interessen, sondern auch aufgrund der jeweiligen Le- bensgeschichte einer Person. Denn jede Person hat eine eigene Land- schaftsgeschichte im Kopf – diejenige, die dem eigenen Lebensabschnitt entspricht. Daraus ergeben sich unterschiedliche Befindlichkeiten und Betroffenheiten gegenüber den Landschaftsveränderungen. Jede Gene- ration hat eigene Referenzwerte, was die Landschaftserinnerungen und die wünschbaren Landschaftsentwicklungen betrifft. Der individuelle Zugang zur Landschaft ist also nicht nur von der Zugehörigkeit zu einer gesellschaftlichen Gruppe, sondern auch noch von der Periode, in der wir leben, abhängig. Die Folge ist ein babyloni- sches Sprachengewirr in Bezug auf das Landschaftsverständnis, die Ge- fühle der Landschaft gegenüber und die Einschätzung des Handlungs- bedarfs. Die verschiedenen Akteure verstehen sich kaum. Für die He- rausbildung einer mehrheitsfähigen Meinung oder einer kohärenten Po- litik sind dies sehr schwierige Voraussetzungen. Ein weiterer erschwerender Faktor ist die Tatsache, dass die Verän- derung allmählich und in Portionen abläuft. Der Mensch wächst mit der Veränderung mit und nimmt die Dramatik des Landschaftswandels kaum wahr. Deshalb ist auch der Leidensdruck gering und deshalb wird auch wenig gegen die Landschaftsbelastung 
unternommen. 3.4 Neue Freiheitsgrade – ungenügende Regeln Viele Qualitäten, die wir an unserer Landschaft schätzen, sind unter der Bedingung der Beschränktheit und der Knappheit entstanden. Eine erste Beschränkung bildeten lange Zeit die technischen Voraussetzungen. Den Veränderungsmöglichkeiten und den Veränderungsgeschwindigkeiten waren enge Grenzen gesetzt, solange die menschliche Muskelkraft und die Pferdestärke die bestimmenden Grössen waren. Unter diesen Vo- raussetzungen waren auch Eingriffe, die wir heute in kürzerster Zeit be- werkstelligen würden, anstrengend und mühselig und waren mit Rü- ckenschmerzen verbunden. Da liegt es auf der Hand, dass man sich sehr genau überlegt, welche Veränderungen nötig sind. Eine zweite Beschränkung stellten die Transportmöglichkeiten und die Mobilität dar. Das bedeutet, dass sich Vieles notgedrungen sehr lokal 114Heiner Schlegel
	        

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