Und noch etwas stellen wir fest: die Entwicklung der Landschaft wird kaum mit den Nachfolgegenerationen oder mit der Nachhaltigkeit in Verbindung
gebracht. 3.2 Wahrnehmung des Gefahrenpotenzials Die Landschaft ist insgesamt sehr geduldig mit den menschlichen Zu- mutungen. Und wenn sie zurückschlägt, dann meist punktuell. Natür- lich stellen sich Fragen, die vor allem für unsere Nachfolgegenerationen bedeutend werden könnten. Beispielsweise die Frage, woher wir der- einst die Ressourcen für die Produktion unserer Lebensmittel her - nehmen, wenn die besten ackerfähigen Flächen überbaut sind. Diese Frage könnte besonders dann aktuell werden, wenn aufgrund des Kli- mawandels im südlichen Teil Europas die Trockenheit neue Grenzen setzt und die gestiegenen Rohstoffpreise zu hohen Transportkosten füh- ren. Derzeit können wir die landschaftlichen Knappheiten noch mit Transporten und Energieeinsatz überspielen. Für die heutigen Akteure sind daher solche Überlegungen so weit weg, dass der Landschaftswan- del nicht als Gefahr wahrgenommen wird. Wir bringen die Gefahren- momente mit dem Abholzen der Wälder, dem Klimawandel, vielleicht den Gewässerverbauungen in Verbindung, aber nicht mit dem Land- schaftswandel. 3.3 Gesetze der Wahrnehmung von Landschaft und Veränderung Unsere Wahrnehmung der Landschaft unterliegt gewissen Gesetzen und Reflexen. So unterscheiden sich die Landschaftsbilder, welche die ein- zelnen Individuen sehen, wesentlich. Grund dafür ist die Tatsache, dass das wahrgenommene Landschaftsbild nicht der Realität entspricht. Der Betrachter der Landschaft verknüpft nämlich das objektive Bild mit sei- nem persönlichen emotionalen und rationalen Hintergrund. So wissen wir etwa, dass der Städter in der Landschaft die Alternative zu seinem Stadtleben sucht. Für den Bauer ist die Landschaft Produktionsgrund- lage. Erholungssuchende empfinden eine Gewässerrevitalisierung als Bereicherung, der Bauer als Entzug wertvoller Grundfläche. Die Inte- 113
Braucht der Mensch Landschaft?