Volltext: Das Willkürverbot und der Gleichheitsgrundsatz in der Rechtsprechung des liechtensteinischen Staatsgerichtshofes

I. GLEICHHEITSBINDUNG DES GESETZGEBERS Der Staatsgerichtshof hat schon in einem Gutachten aus dem Jahre 1952 festgestellt, dass sich der Gleichheitssatz auch – und in seiner hauptsäch- lichen Bedeutung – an den Gesetzgeber richtet und dazu ausgeführt: «Der 
Grundsatz der Gleichheit aller Landesangehörigen vor dem Gesetze giltnicht nur für die Vollziehung (Gerichtsbarkeit, Verwal- tung), sondern 
auch für die Gesetzgebung. Die Gesetzgebung darf nur für alle Landesbürger in gleicher Weise verbindliche Normen aufstellen, das heisst an den gleichen Tatbestand ohne Ansehung der Person die gleichen rechtlichen Folgen knüpfen.»1 Vereinzelt prüfte der Staatsgerichtshof schon damals ein Gesetz ohne sich explizit zur Frage zu äussern, ob sich der Gleichheitsgrundsatz auch auf den Gesetzgeber erstreckt.2In der Folgezeit bestätigt der Staatsge- richtshof seine Position immer wieder aufs Neue, indem er ausdrücklich darauf hinweist, der Gesetzgeber sei an den Gleichheitssatz gebunden.3 In der neueren Rechtsprechung geht der Staatsgerichtshof gelegentlich implizit von der Gleichheitsbindung des Gesetzgebers aus und prüft Ge- 69 
1Gutachten des Staatsgerichtshofes vom 15. Juli 1952, ELG 1947–54, S. 161 (163 f.). Siehe auch Gutachten des Staatsgerichtshofes vom 1. September 1985, ELG 1955– 61, S. 129 (131). Der Staatsgerichtshof liefert allerdings keine Begründung für dieses Verständnis von Art. 31 Abs. 1 LV. Siehe dazu auch die Entstehungsgeschichte des allgemeinen Gleichheitssatzes nach Art. 31 Abs. 1 LV, S. 17 ff.. 2So schon etwa: StGH 1970/2 ELG 1967–72, S. 256 (258 f.). 3Siehe etwa: StGH 1985/11, Urteil vom 2. Mai 1988, LES 1988, S. 94 (102); StGH 1987/21 und 1987/22, Urteil vom 4. Mai 1988, LES 1989, S. 45 (47); StGH 1988/21, Urteil vom 27. April 1989, LES 1989, S. 129 (131); StGH 1990/11, Urteil vom 22. November 1990, LES 1991, S. 28 (30); StGH 1990/17, Urteil vom 29. Oktober 1991, LES 1992, S. 12 (17); StGH 1993/3, Urteil vom 23. November, LES 1994, S. 37 (38); StGH 1994/2, Urteil vom 11. Dezember 1995, S. 8, n.p.; StGH 1997/13, Urteil vom 4. September 1997, LES 1998, S. 258 (262); StGH 1997/14, Urteil vom 17. No- vember 1997, LES 1998, S. 264 (267); StGH 2000/23, Entscheidung vom 5. Dezem- ber 2000, berichtigt am 9. April 2001, LES 2003, S. 173 (177); StGH 2003/16, Urteil vom 3. Mai 2004, S. 4, noch n. p.
	        

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.