Der Staatsgerichtshof hat den Sprachgebrauch des österreichischen Ver- fassungsgerichtshofes übernommen und seit den sechziger Jahren bis in die frühen neunziger Jahre in einer Vielzahl von Entscheidungen die «österreichische Willkürformel» verwendet.11Er gebraucht die «öster- reichische Formel» in verschiedenen Sprachvariationen, ohne aber je- weils die abweichenden Formulierungen zu begründen. Durch die unterschied lichen «Formelvarianten» ändert sich der inhaltliche Prü- fungsumfang des Willkürverbots aber nicht. Im Folgenden werden Beispiele aus der Rechtsprechung des Staats- gerichtshofes aufgezeigt, die die verschiedenen Sprachvariationen der Formeln veranschaulichen. b)Willkürliche Rechtsanwendung, die einer Gesetzlosigkeit gleichkommt In der Entscheidung StGH 1981/4 hält der Staatsgerichtshof fest: «Nach der ständigen Rechtsprechung des Staatsgerichtshofes […] ist die unrichtige Anwendung eines Gesetzes allein keine Verlet- zung der im IV. Hauptstück der Verfassung gewährleisteten Rechte. Zu prüfen ist vielmehr, ob das dem betreffenden Rechtsfall zu- grunde liegende Gesetz
denkunmöglichoder so unsachlich oder grob verfehltangewendet wurde, dass die
getroffene Entscheidung einerwillkürlichen Rechtsprechung gleichkommt, die belangte 147
Ausgangsformeln 11Vgl. etwa: StGH 1981/4, Urteil vom 14. April 1981, LES 1982, S. 55 (56); StGH 1984/6/V, Urteil vom 7.April 1986, LES 1986, S. 62 (63); StGH 1984/8, Urteil vom 24. April 1985, LES 1985, S. 105 (107); StGH 1984/11, Urteil vom 25. April 1985, LES 1986, S. 63 (66); StGH 1984/12, Urteil vom 8./9. April 1986, LES 1986, S. 70 (71); StGH 1984/16, Urteil vom 24. April 1985, LES 1986, S. 97 (98); StGH 1984/18, Urteil vom 24. April 1985, LES 1987, S. 33 (36); StGH 1985/6, Urteil vom 9. April 1986, LES 1986, S. 114 (116); StGH 1985/7, Urteil vom 9. April 1986, LES 1987, S. 52 (53); StGH 1986/11, Urteil vom 6. Mai 1987, LES 1988, S.45 (48); StGH 1990/7, Urteil vom 21. November 1990, LES 1992, S. 10 (11); StGH 1991/6, Urteil vom 19.Dezember 1991, LES 1992, S. 93 (95); StGH 1991/12a und 1991/12b, Urteil vom 23. Juni 1994, LES 1994, S. 96 (98); StGH 1992/9, Urteil vom 23. November 1993, LES 1994, S. 35 (36); StGH 1992/10 und 11, Entscheidung vom 23. März, 1993, S. 82 (83); StGH 1993/1, Urteil vom 23. März 1993, LES 1993, S. 89 (90); StGH 1993/13 und 1993/14, Urteil vom 23. November 1993, LES 1994, S. 49 (51).