Volltext: Das Willkürverbot und der Gleichheitsgrundsatz in der Rechtsprechung des liechtensteinischen Staatsgerichtshofes

«dass nur noch 
biologische Kriterien für eine Ungleichbehandlung vor dem Verfassungsgrundsatz Bestand haben können. […] Recht- liche Unterschiede sind künftig nur dann zulässig, wenn sie sich ‹auf die absolut körperliche Ungleichheit› der Geschlechter bezie- hen.»190 Der Staatsgerichtshof benutzt das Geschlechtergleichbehandlungsgebot in der Folge auch dazu, um seiner Ansicht nach 
«historisches Unrecht» zu korrigieren.191 b)Geschlechtsneutrale Interpretation des Art. 31 Abs. 2 LV Der Staatsgerichtshof versteht den Art. 31 Abs. 2 LV geschlechtsneutral als Gebot der 
absoluten rechtlichen Gleichbehandlung der Geschlechter. Das heisst, Frauen und Männer können sich gleichermassen auf Art. 31 Abs. 2 LV berufen.192Das bedeutet beispielsweise, dass im Staatsbürger- schaftsrecht die Kinder von liechtensteinischen Müttern den Kindern von liechtensteinischen Vätern gleichgestellt sind; aber auch nicht besser behandelt werden dürfen.193 In der Lehre wird teilweise auch die Meinung vertreten, der Grundsatz der Geschlechtergleichbehandlung stehe nur den Frauen ge- 128Gleichheitsgrundsatz 
und Willkürverbot in der Rechtsetzung Urteil vom 23. März 1993, LES 1993, S. 73 (76). Zum Geschlechtergleichheitsgebot in der Schweiz siehe Müller G., Quotenregelungen, S.306 ff.; Bigler-Eggenberger Margrith, Art. 8 Abs. 3 BV, Rz 78 ff. (81 ff.), in: Ehrenzeller Bernhard/Mastronardi Philippe/Schweizer Rainer J./Vallender Klaus A. (Hrsg.), Die schweizerische Bun- desverfassung. Kommentar, Zürich/Basel/Genf, 2002. 190StGH 1991/14, Urteil vom 23. März 1993, LES 1993, S. 73 (75 f.). Siehe zur ständi- gen Rechtsprechung etwa: StGH 1994/6, Urteil vom 4. Oktober 1994, LES 1995, S. 16 (19); StGH 1995/20, Urteil vom 24. Mai 1996, LES 1997, S. 30 (36); StGH 1995/30, Urteil vom 30. August 1996, LES 1997, S. 159 (161); StGH 1996/36, Urteil vom 24. April 1997, LES 1997, S. 211 (215); StGH 1997/10, Urteil vom 26. Juni 1997, LES 1997, S. 218 (221). 191StGH 1997/10, Urteil vom 26. Juni 1997, LES 1997, S. 218 (221). In StGH 1997/10 geht es in diesem Zusammenhang um die durch Heirat mit einem Ausländer be- dingte Ausbürgerung gebürtiger Liechtensteinerinnen. 192StGH 1991/14, Urteil vom 23. März 1993, LES 1993, S. 73 (76). Siehe dazu aus der Lehre für viele Häfelin/Haller, Rz 780 ff. 193Vgl. StGH 1997/10, Urteil vom 26. Juni 1997, LES 1997, S. 218 (220 f.).
	        

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