Volltext: Kleinstaaten in Europa

Gemeinschaftsbildungen zur Förderung des Gemeinwohls.18Damit teilt er ein Urteil von Alexis de Tocqueville, der von den Gemeinden Europas und Nordamerikas gesagt hatte, sie kämen «unmittelbar aus der Hand Gottes».19 In Kleinterritorien gab es für Gemeinden zwei Entwicklungswege, die sich als der 
parlamentarischeund der 
republikanischekategorisieren lassen. Auf die Angemessenheit der Begriffe wird nochmals zurückzu- kommen 
sein. 3.DAS KLEINTERRITORIUM ALS LABORATORIUM FÜR EINE «PARLAMEN TARISCH KONTROLLIERTE HERRSCHAFT» «Parlamentarismus» auf das Ständewesen Alteuropas anzuwenden, gilt unter Historikern im Allgemeinen als verfehlt.20Diese Auffassung muss man nicht teilen, doch sei der Begriff hier zunächst als Hilfskonstruktion für einen Sachverhalt verwendet, der an einem Beispielsfall erläutert werden soll. Zu den Besitzungen der Truchsessen von Waldburg gehörte die Grafschaft Trauchburg im Allgäu. Grundherrliche, vor allem aber leib- herrliche Rechtstitel im Umfang von etwa drei heutigen Gemeinden bil- deten die Grundlage der Herrschaft, die durch kaiserliche Privilegierung im 15. Jahrhundert um Blutbann und Wildbann bereichert wurde. Das ehemals der Herrschaft unterstehende Isny und das dort gelegene Klos- ter entzogen sich in einer langdauernden Entwicklung der Herrschaft und wurden beide reichsunmittelbar. Zur Prägung der Grafschaft gehörte die 
Landschaft.21Landschaft war im Reich ein politischer Begriff und wurde als Korrelat zu Herr- 66Peter 
Blickle 18Roland Mousnier, Les institutions de la France sous la monarchie absolue 1598– 1789, tome 1: Société et Etat, tome 2: Les organes de l’Etat et la Société, Paris 1974/ 1980, das Zitat 1, S. 428 ff. 19Alexis de Tocqueville, De la Démocartie en Amerique. Œuvres, Papiers et Corres- pondance I. ed. par P. Mayer, Paris 1951, S. 58. 20Zuletzt Barbara Stollberg-Rilinger, Vormünder des Volkes? Konzepte landständi- scher Repräsentation in der Spätphase des Alten Reiches (Historische Forschungen 64), Berlin 1999. 21Peter Blickle, Kempten (Historischer Atlas von Bayern, Teil Schwaben 6), München 1969, S. 182–210.
	        

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