Volltext: Kleinstaaten in Europa

Möser, der in mehreren amtlichen Funktionen die Verwaltung des Fürst- bistums unter dem letzten evangelischen Fürstbischof, Friedrich von York, führte, setzte dem «Kleinstaat» im Alten Reich in seinen «Patrio- tischen Phantasien» und seiner «Osnabrückischen Geschichte» literari- sche Denkmäler von Rang, die auf Zeitgenossen und Nachwelt eine sug- gestive Wirkung ausübten. Eine Rechtfertigung der kleinstaatlichen Existenz im Alten Reich gerade unter kulturpolitischer Bedeutung konnte der Leser bei Justus Möser finden. So hat auch Johann Wolfgang Goethe die Werke des «Patriarchen von Osnabrück» gelesen, wie er zu- rückblickend in «Dichtung und Wahrheit» schreibt.41 Was Goethe in seiner Autobiographie über Möser, Osnabrück und die Kulturbedeutung des Kleinterritoriums im Reich formulierte, nahm er auch für Sachsen-Weimar-Eisenach in Anspruch, das mit seiner Kul- turpolitik die Möglichkeiten eines kleineren Reichsfürstentums demons- trierte.42Die spezifische Struktur des Reiches entlastete die kleineren 50Anton 
Schindling Landgemeinde. 900 Jahre Schledehausen, Bissendorf 1990, S. 107–136; ders., «Das Glück der Bettler». Justus Möser und die Welt der Armen. Mentalität und soziale Frage im Fürstbistum Osnabrück zwischen Aufklärung und Säkularisation, Müns- ter 1995; ders., Das Prinzip der «Lokalvernunft». Der konservative Aufklärer Jus- tus Möser und das Problem der Armutsbewältigung im Ancien Régime, in: Manfred Hettling/Uwe Schirmer/Susanne Schötz (Hrsg.), Figuren und Strukturen. Histori- sche Essays für Hartmut Zwahr zum 65. Geburtstag, München 2002, S. 241–262; Karl H. L. Welker, Rechtsgeschichte als Rechtspolitik. Justus Möser als Jurist und Staatsmann, 2 Bde., Osnabrück 1996. 41Anton Schindling, Justus Möser. Fiktion und Realität des Alten Reichs, in: Winfried Woesler (Hrsg.), Möser-Forum 3/1995–2001, Osnabrück 2001, S. 205–219. 42Joachim Berger (Hrsg.), Der «Musenhof» Anna Amalias. Geselligkeit, Mäzenaten- tum und Kunstliebhaberei im klassischen Weimar, Köln 2001; ders., Anna Amalia von Sachsen-Weimar-Eisenach (1739–1807). Denk- und Handlungsräume einer «aufgeklärten» Herzogin, Heidelberg 2003; Werner Greiling/Andreas Klinger/ Christoph Köhler (Hrsg.), Ernst II. von Sachsen-Gotha-Altenburg. Ein Herrscher im Zeitalter der Aufklärung, Köln/Weimar/Wien 2005; Neu entdeckt. Thüringen: Land der Residenzen. 2. Thüringer Landesausstellung, Schloss Sondershausen, 15. Mai–3. Oktober 2004, hrsg. von Konrad Scheurmann/Jördis Frank, 2 Bde., Mainz 2004; Georg Schmidt, Thüringen von der Reformation bis zur «Klassik». Eine Kleinstaatenlandschaft im frühneuzeitlichen Deutschland, in: Vom Königreich der Thüringer zum Freistaat Thüringen, hrsg. vom Thüringer Landtag, Erfurt 1999, S. 43–67; ders., Luthertum, Aufklärung und religiöse Gleichgültigkeit am Weimarer Hof im späten 18. Jahrhundert, in: Klaus Malettke/Chantal Grell (Hrsg.), Hof - gesellschaft und Höflinge an europäischen Fürstenhöfen in der Frühen Neuzeit (15.–18. Jh.), Münster 2001, S. 491–506; Marcus Ventzke, Das Herzogtum Sachsen- Weimar-Eisenach 1775–1783. Ein Modellfall aufgeklärter Herrschaft?, Köln/Wei- mar/Wien 2004.
	        

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