Gerüsteten. Die Entschädigung der Krone Schweden durch ehemalige Hochstifte brachte hierin die entscheidende Weichenstellung.37 In mehreren evangelischen Territorialstaaten blieb bei ehemals hochstiftischem Besitz noch eine Art von administrativer Selbständig- keit erhalten – so wenn Kursachsen 1657 nicht-reichsständische Sekun- dogenituren in Merseburg und Naumburg-Zeitz einrichtete.38Im Falle des Fürstbistums Lübeck und einiger reichsunmittelbarer Damenstifte konnten selbst protestantische reichskirchliche Territorien ihre Unab- hängigkeit gegen benachbarte weltliche Fürsten behaupten; für das Fürstbistum Osnabrück fand der Westfälische Frieden zu diesem Zweck eine paritätische Regelung.39 Das Beispiel Osnabrück ist exemplarisch für die Leistungsfähigkeit eines «Kleinstaats» – oder besser: Kleinterritoriums – im Verbund des Alten Reiches, da es durch Justus Möser literarischen Glanz erhielt.40 49
Mindermächtige Territorien und Reichsstädte im Heiligen Römischen Reich 37Anton Schindling, Der Westfälische Frieden. Europäischer Frieden und Staats- grundgesetz des Alten Reiches, in: Osnabrücker Jahrbuch Frieden und Wissen- schaft, Bd. 2 (1995), S. 290–298; ders., Ein historisches Beispiel für Gerechtigkeit und Fairness im Verfahren. Der Westfälische Frieden. Die Regelung im konfessio- nellen Nebeneinander, in: Günter Bierbrauer u.a. (Hrsg.), Verfahrensgerechtigkeit. Rechtspsychologische Forschungsbeiträge für die Justizpraxis, Köln 1995, S. 245– 255; ders, Andersgläubige Nachbarn. Mehrkonfessionalität und Parität in Territo- rien und Städten des Reichs, in: Klaus Bussmann/Heinz Schilling (Hrsg.), 1648. Krieg und Frieden in Europa. Ausstellungskatalog (26. Europaratsausstellung. Westfälisches Landesmuseum Münster und Kulturgeschichtliches Museum Osna- brück 1998/99), Aufsatzband 1: Geschichte, Religion, Recht und Gesellschaft, Münster/Osnabrück 1998, S. 465–473. 38Jochen Vötsch, Kursachsen, das Reich und der mitteldeutsche Raum zu Beginn des 18. Jahrhunderts, Frankfurt/Main 2003. 39Christian Hoffmann, Ritterschaftlicher Adel im geistlichen Fürstentum. Die Fami- lie von Bar und das Hochstift Osnabrück. Landständewesen, Kirche und Fürsten- hof als Komponenten der adeligen Lebenswelt im Zeitalter der Reformation und Konfessionalisierung 1500–1651, Osnabrück 1996; Anton Schindling, Westfälischer Frieden und Altes Reich. Zur reichspolitischen Stellung Osnabrücks in der Frühen Neuzeit, in: Osnabrücker Mitteilungen 90 (1985), S. 97–120; ders., Reformation, Gegenreformation und Katholische Reform im Osnabrücker Land und im Ems- land, in: Osnabrücker Mitteilungen 94 (1989), S. 35–60; ders., Ernst August I. von Braunschweig-Lüneburg. Ein Aufsteiger im barocken Reich, in: Franz-Joachim Verspohl (Hrsg.), Das Osnabrücker Schloss. Stadtresidenz, Villa, Verwaltungssitz, Osnabrück 1991, S. 35–54. 40Manfred Rudersdorf, Justus Möser, Kurfürst Max Franz von Köln und das Simul- taneum zu Schledehausen. Der Osnabrücker Religionsvergleich von 1786, in: Klaus J. Bade/Horst-Rüdiger Jarck/Anton Schindling (Hrsg.), Schelenburg, Kirchspiel,