Volltext: Kleinstaaten in Europa

«Small is beautiful» teilweise geradezu zu verstecken in der Annahme, das könne so bleiben. Die Beurteilung unseres Landes von aussen gerade unter dem As- pekt «Finanzplatz», aber bei weitem nicht allein unter diesem Aspekt, ist mit aller Deutlichkeit auf uns hereingebrochen. Unsere bis damals eher abwartende Haltung wurde mit Sicherheit aufgeschreckt und sie ist einer dauernden Aufmerksamkeit im Hinblick auf Veränderungen in Europa und in der Welt gewichen. Wir wurden gefordert und sind gefordert, selbständig und selbstbewusst aufzutreten, und wir können nicht erwar- ten, dass andere für uns unsere eigenen Aufgaben machen. Die eingetre- tenen Entwicklungen haben uns zu schnellem Handeln veranlasst, ja ge- zwungen; auf dem Erreichten dürfen wir uns trotzdem nicht ausruhen. Wir befinden uns in einem internationalen Umfeld, auf welches wir selbst kaum einen Einfluss haben. Umso wichtiger erscheint es mir, dass wir uns alle Mühe geben, uns trotzdem behaupten zu können, nicht im Sinne von Grosstuerei, sondern im Sinne der Grössenverträglichkeit, oder lassen Sie mich eine bessere und politische, da weniger technische, Formel gebrauchen: Im Sinne der Wahrnehmung unserer eigenen Inte- ressen, aber auch Sinne unseres, wenn auch bescheidenen Einbringens in die internationale Zusammenarbeit, wozu wesentlich auch unsere inter- nationale Solidarität gehört. So darf der Bogen von einem «Kleinstaat in Europa» sicher auf ei- nen «Kleinstaat in der Welt» erweitert werden. Wir fühlen uns zwar vor allem in Europa zu Hause – bei allem Kritischen, das zu diesem Europa auch gesagt werden könnte –, aber wir fühlen uns ebenso dem «Haus der Welt» verpflichtet. Dementsprechend sind unsere aussenpolitischen Prioritäten festge- legt, deren Konstanz uns ebenfalls sehr wichtig erscheint. Wir sind nun einmal nicht nur ein geschichtlicher Sonderfall, wie er derzeit häufig zi- tiert wird, wir sind ein kaum – oder zumindest nicht durchwegs – mit anderen Staaten und Einheiten vergleichbarer Einzelfall. So mag es vielen Aussenstehenden etwas eigenartig erscheinen, mit welch deutlichem Gewicht wir von Souveränitätspolitik sprechen. Für uns ist Souveränitätspolitik immer ganz oben auf der Liste der Prioritäten angesiedelt. Dies heisst aber gleichzeitig, dass wir uns unse- rer eigenen Grenzen bewusst sind. Darum sind wir eingebettet in die multilaterale und bilaterale Zusammenarbeit, also in uns wichtig erschei- nende internationale Organisationen und Institutionen. Darum sind wir 33
	        

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