Volltext: Kleinstaaten in Europa

Der Beitritt zu den Vereinten Nationen geschah dann mit tatkräf- tiger Unterstützung des Fürsten Hans-Adam II. im Jahre 1990. Die Re- gierung Batliner hatte, wie erwähnt, schon Ende der Sechzigerjahre erste Abklärungen zu einem UNO-Beitritt unternommen. Mit grossen innenpolitischen Spannungen belastet waren die Vor- gänge in den Jahren 1992/93, die nach zwei Volksabstimmungen 1995 definitiv zur Mitgliedschaft im europäischen Wirtschaftsraum (EWR) führten. Fürst Hans-Adam II. vermochte in einem Fernsehauftritt zu- sammen mit Regierungschef Brunhart Ende 1993 das Volk für den Bei- tritt zu gewinnen. Und die Schweiz gestattete grosszügig Liechtenstein, nach der Ablehnung des Beitritts zum EWR durch das Schweizervolk, die in den Zollvertrag eingegossene Wirtschafts- und Zollmaterie teil- weise in getrennten Gefährten zu karren. Doppelte Verkehrsfähigkeit nennt man das. Besonders Bundesrat Delamuraz bahnte auf schweizeri- scher Seite den Liechtensteinern einen Weg.53 Einen erheblichen Anteil an der Gestaltung und wissenschaftlichen Aufarbeitung der liechtensteinischen Aussenpolitik zu Ende des 20. Jahr hunderts hat das am 15. August 1986 gegründete Liechtenstein In- stitut in Bendern.54 Den aussenpolitischen Aufstieg des Kleinstaates begleitete ein be- achtlicher Aufschwung im gewerblichen und industriellen Sektor sowie in den Unternehmungs- und Finanzdienstleistungsbranchen. Liechten- stein entwickelte sich von einem Agrarstaat in wenigen Jahrzehnten zu einem der höchst entwickelten Industriestaaten mit Unternehmen von Weltruf. In den stabilen politischen und wirtschaftlichen Verhältnissen mit solidem Gesellschaftsrecht und günstigen Steuern sowie einem aus- gebauten Bankwesen gedeihen Treuhandgesellschaften, Anwaltsbüros, 246Georg 
Malin 53Bruha, Thomas; Pállinger, Zoltán Tibor; Quaderer Rupert. Hrsg.: Liechtenstein – 10 Jahre im EWR. Bilanz, Herausforderung, Perspektiven. In: LPS 40 (2005), S. 3– 236; Malin 1973, S. 53–55; Marzohl-Walling 1999, S. 22–24. Eingehende Würdigung des Vertragswerkes in einem Rückblick auf 10 Jahre Vertragsdauer. 54Das Liechtenstein-Institut in Bendern hat bis zur Gegenwart 40 Bände Liechten- stein betreffende Themen veröffentlicht. Es wurden Fragen des Rechts, der Ge- schichte, der Politik, der Gesellschaft und Wirtschaft behandelt. Die Arbeiten er- schienen im Verlag der Liechtensteinischen Akademischen Gesellschaft. Die Gesell- schaft ist zugleich Gründerin des Instituts.
	        

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