Volltext: Kleinstaaten in Europa

Fürst führte fortan die Waffenstillstands- und Friedensverhandlungen für Österreich. Die Ölskizze fokussiert eine schicksalshafte Begegnung, die im Frieden von Pressburg endete. Österreich verlor die italienischen und deutschen Besitzungen: Vorarlberg und Tirol wurden Bayern zuge- teilt, das Reichsfürstentum von Österreich getrennt. Fürst Johann ge- wann in den Verhandlungen den Respekt Napoleons. Vertraulichkeiten mögen in diesem Klima gedeihen. Napoleon konnte einem «Prince, qui a été l’un des négociateurs de la paix» nicht in einem Aufwasch das reichsunmittelbare Fürstentum zusammen mit Vorarlberg dem bayri- schen König zu Füssen legen. Das hätte die Flexibilität des Kontrahen- ten Liechtenstein beschädigt. Indessen wartete der ländergierige bayri- sche König wie eine mausende Katze, bis er das isolierte Fürstentum ver- schlingen konnte. Mitte Mai 1806 berichtete der bayrische Vertreter aus Paris: «...j’ai demandé à faire rayer de ce tableau ...le comté de Vaduz ...» Es nutzte nichts. Talleyrand erklärte: «que l’Empereur persite à vou- loir conserver le Pce. de Liechtenstein au rang des princes souverains».12 Dabei blieb es trotz bayrischen Protests. Liechtenstein war einer der ers- ten Gruppe von 16 Rheinbundstaaten. Am 12. Juli 1806 wurden in Paris die Rheinbundakte (l’Acte de la Confédération du Rhin) unterzeichnet. Liechtenstein war genannt, hat aber nicht unterzeichnet, weder der Fürst noch ein Bevollmächtigter. Desgleichen fehlt die Unterschrift in der Austrittserklärung aus dem alten Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation vom 1. August 1806 in Regensburg. Der französische Botschaf- ter in Wien wurde angewiesen, mündlich den Fürsten über den Vertrag und was damit zusammenhängt, zu informieren. In den entscheidenden Momenten auf dem Weg zur Souveränität herrschte Diskretion: In einer offiziellen Erklärung gegenüber dem Rheinbund erklärte der Fürst, dass er die Aufnahme als «höchst schmeichelhafte Auszeichnung» seitens des französischen Kaisers schätze, ihm persönlich sei es jedoch wegen seinen Beziehungen zum österreichischen Kaiser nicht möglich, dem Bund bei- zutreten. Er würde aber gern gemäss Artikel 7 der Rheinbundakte die Souveränität seinem noch unmündigen Sohn abtreten, wenn Napoleon dem zustimme. So war der dreijährige Prinz Karl (geb. 14. Juni 1803) – 231 
200 Jahre souveränes Fürstentum Liechtenstein 12Zitiert nach Schmidt 1987, S. 387–407. Zum Treffen Kaiser Franz II. und Napoleons nach der Schlacht von Austerlitz 1805, im Beisein des Fürsten Johann I. von Liech- tenstein vgl. die nebenstehende Ölskizze von Pierre-Paul Prud’hon (1758–1823).
	        

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