Volltext: Kleinstaaten in Europa

zehnten überdehnt und ist wohl daran zerbrochen. Anders als der Kata- log der Nachteile erwarten lässt, gibt es auch viele kleine und kleinste Staaten, die – aus regionaler oder globaler Sicht – auf eine erfolgreiche Vergangenheit zurückblicken können, so etwa Dänemark, Norwegen und die Schweiz in Europa, Singapur und die Vereinigten Arabischen Emirate in Asien, Äquatorialguinea25und Mauritius in Afrika, Trinidad und Tobago in Lateinamerika (siehe unten, Tabelle 3). Offensichtlich ha- ben diese Kleinstaaten von den Vorteilen profitieren können, die sich ih- nen geboten haben. Tatsächlich leiden Kleinstaaten nicht nur unter Nachteilen, sie können aus ihrer Not (der Kleinheit) auch eine Tugend (wirtschaftlichen Erfolg) machen. Kleinstaatenspezifische Vorteile wä- ren etwa: – die strukturelle Offenheit von Kleinstaaten. In einer zunehmend in- terdependenten Welt ist diese Offenheit eher ein Vorteil als ein Nachteil. Sie ändert allerdings nichts an der grundsätzlichen Verletzlichkeit von Kleinstaaten gegenüber externen Schocks, ihrer Abhängigkeit vom nä- heren und weiteren Umfeld.26 – die Spezialisierung auf eine ertragreiche Nische. Sie erlaubt der Klein- staatenwirtschaft ein Wachstum, das durch den Export vorangetrieben wird. Wenn Boden und Arbeitskräfte in einem Kleinstaat knapp sind, kann oder muss sich dieser auf besonders kapitalintensive und damit er- tragreiche Tätigkeiten spezialisieren. Selbstverständlich bringt die Spe- zialisierung auch Gefahren mit sich, namentlich die zu grosse Abhängig- keit von einem einzelnen Produkt oder einer einzigen Branche. 216Christoph 
Maria Merki 25In dem Jahrzehnt nach dem Beginn der Erdölförderung im Jahr 1991 hat sich das Pro-Kopf-BIP von Äquatorialguinea von 1600 auf 11295 Geary-Khamis-Dollars versiebenfacht (Maddison 2003, S. 224). Eine andere Frage ist, ob dieser Wirt- schaftserfolg in dem von einer Präsidialdiktatur geprägten Kleinstaat nachhaltig ist. 26Das Sekretariat des Commonwealth entwickelte einen Verletzlichkeitsindex, in den 111 Entwicklungsländer (34 kleine und 77 grosse) aufgenommen wurden. Von den 28 Staaten, die gegenüber externen Schocks als besonders verletzlich eingestuft wur- den, gehörten 26 in die Kategorie der Kleinstaaten. Unter den 28 Staaten mit einer «low vulnerability» gab es keinen einzigen Kleinstaat (vgl. More on What Makes Small States Different? Report of the Commonwealth Secretariat/World Bank Joint Task Force on Small States, Washington DC/London 2000, S. 17–20; im Internet unter: http://wbln0018.worldbank.org/html/smallstates.nsf? OpenDatabase, 28.8. 2006). Alle untersuchten Kleinstaaten waren zudem extrem offen. Der Aussenhan- del (Import und Export) machte im Durchschnitt der Entwicklungsländer etwa 40 Prozent des jeweiligen BIP aus, bei den Kleinstaaten waren es hingegen rund 115 Prozent (ebd., S. 7).
	        

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