Volltext: Kleinstaaten in Europa

Weitere Faktoren scheinen für das Wirtschaftswachstum weniger bedeu- tend zu sein. So mag zwar der Vorteil grosser Stückzahlen 
(economies of scale)eine Rolle spielen,21aber doch nicht so stark, dass er Ländern mit einem kleinen Heimmarkt jeden Erfolg verunmöglichen würde. Als wei- terer Faktor wird hin und wieder der Strukturwandel ins Spiel gebracht, doch ist es umstritten, ob er eher eine Folge oder eher eine Vorausset- zung von Wirtschaftswachstum darstellt. Auf jeden Fall ist es unange- bracht, Länder mit einem (zu) grossen Agrarsektor oder einem (zu) grossen Industriesektor als zurückgeblieben abzuqualifizieren. Ent- scheidend ist vielmehr, dass die Unternehmen dieser angeblich veralteten Sektoren und Branchen kompetitiv und ertragreich sind. Als Wachstumsfaktor genannt wird schliesslich auch immer wieder – gerade von Historikern mit einem umweltgeschichtlichen Sensorium – die Ausstattung mit natürlichen Ressourcen, handle es sich dabei nun um Boden oder um Bodenschätze. Mangelndes Land muss jedoch nicht grundsätzlich ein limitierender Faktor sein. So hinderte die Überbevöl- kerung den Inselstaat Japan nicht daran, mit den USA wirtschaftlich gleichzuziehen. Der Nachteil, den es durch den im Vergleich mit den USA limitierten Zugriff auf Boden besass, wurde durch die Verbesse- rung der Anbaumethoden sowie durch den internationalen Handel mehr als wettgemacht.22Dasselbe gilt für fehlende Rohstoffe: Sie haben weder die Schweiz noch Irland daran gehindert, erfolgreich zu sein. Umgekehrt haben selbst Staaten, die auf Goldminen oder Ölfeldern sitzen, dadurch noch keine Garantie für langfristigen Wirtschaftserfolg. Dies zeigt sich gerade an der Performance rohstoffreicher Staaten der Gegenwart. Sie gehen sehr unterschiedlich mit dem Glück um, von der Natur begüns- tigt zu sein.23 214Christoph 
Maria Merki 21Tatsächlich spielten economies of scalein einzelnen Branchen und zu gewissen Zei- ten eine wichtige Rolle, so etwa in der US-amerikanischen Automobilindustrie der 1920er Jahre, deren «fordistisches» Produktions- und Absatzmodell geradezu sprichwörtlich geworden ist (vgl. Reiner Flik: Von Ford lernen? Automobilbau und Motorisierung in Deutschland bis 1933, Köln/Weimar 2001). 22Maddison 1995. 23Antworten auf die Frage, weshalb Entwicklungsländer trotz ihres Reichtums an na- türlichen Ressourcen arm bleiben, gibt: Edward B. Barbier: Natural Resources and Economic Development, Cambridge 2005.
	        

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