Volltext: Kleinstaaten in Europa

Bei und nach dem Kriegsende 1945 war die völkerrechtliche Aner- kennung Liechtensteins nie in Frage gestellt. Die von Fürst Franz Josef II. forcierte Wiedereröffnung der liechtensteinischen Gesandtschaft in Bern, welche von 1919 bis 1933 bestanden hatte und aus Spar- und Par- teigründen geschlossen worden war, erfolgte im Dezember 1944. Sie diente mit Blick auf die alliierten Sieger der direkteren Wahrnehmung der fürstlichen Vermögensinteressen und der aussenpolitischen Kompe- tenzen.53Am 9. Mai 1945, einen Tag nach der deutschen Kapitulation, sandte Fürst Franz Josef telegraphische Glückwünsche zum Sieg an den amerikanischen Präsidenten Truman, an den britischen König Georg VI. und an den französischen Interimspräsidenten De Gaulle. Die drei Staatsmänner antworteten dankend.54Ebenso sandte Franz Josef am 14. Mai 1945 dem aus dem Exil nach Prag zurückgekehrten tschechoslo- wakischen Präsidenten Benešseine und des liechtensteinischen Volkes guten Wünsche,55was indes einen Monat darauf die Enteignung aller liechtensteinischen Besitzungen in der Tschechoslowakei und insbeson- dere jener des Fürsten nicht verhinderte; jene Enteignung basierte auf dem präsidialen «Beneš-Dekret» Nr. 12 vom 21. Juni 
1945.56 9.Völkerrechtliche Anerkennung anderer Kleinstaaten Kommen wir kurz zu andern Kleinstaaten bezüglich der völkerrechtli- chen Anerkennung. Im Machtbereich der Sowjetunion verschwanden die Kleinstaaten Estland, Lettland und Litauen für ein halbes Jahrhun- dert; formell hielten Exilvertretungen ihren staatlichen Anspruch auf- 165 
Der Kleinstaat in der Ära der Weltkriege 53Ebenda, S. 109. – Neue Zürcher Zeitung, 27. Dez. 1944. – Peter Geiger, ‹Am Rande der Brandung›, Kriegsende 1945 in Liechtenstein, in: JBL, Bd. 95, Vaduz 1998, S. 49–74, hier S. 55. 54Hausarchiv der Regierenden Fürsten von Liechtenstein (HA), Schloss Vaduz, Kor- respondenz Kabinettskanzlei, 1945/26. – Geiger, Am Rande der Brandung, S. 66. 55Hausarchiv der Regierenden Fürsten von Liechtenstein (HA), Schloss Vaduz, Kor- respondenz Kabinettskanzlei 1945/14. 56Roland Marxer, Liechtensteins Beziehungen zur Tschechoslowakei und zu deren Nachfolgestaaten seit 1945, in: JBL, Bd. 105, Vaduz 2006, S. 131–150. – Dieter Blu- menwitz, die tschechisch-liechtensteinischen Beziehungen, Ein anhaltender Kon- flikt in Mitteleuropa, in: Karl G. Kick/Stephan Weingarz/Ulrich Bartosch (Hrsg.), Wandel durch Beständigkeit, Studien zur deutschen und internationalen Politik, (Jens Hacker zum 65. Geburtstag), Berlin 1998, S. 346–362.
	        

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