Volltext: Kleinstaaten in Europa

6.Roosevelts Appell an Hitler und Mussolini Wenig später erlangte Liechtenstein öffentliche Bestätigung als souverä- ner Staat von amerikanischer Seite. Nachdem nämlich Hitler Mitte März 1939 die Tschechoslowakei zerschlagen sowie das litauische Memelland besetzt und nachdem Mussolini Anfang April Albanien überfallen hatte, richtete Präsident Roosevelt am 14. April 1939 ein sogleich veröffent- lichtes Telegramm an Hitler und an Mussolini. Er forderte die beiden Aggressoren zur Versicherung auf, namentlich genannte Staaten nicht anzugreifen und deren Besitz nicht zu tangieren. In Roosevelts Staaten- liste, welche alle direkten und indirekten Nachbarn Deutschlands und Italiens umfasste, alles in allem 32 Länder, war auch Liechtenstein aufge- führt – nicht aber Monaco, San Marino, Andorra, der Vatikanstaat und die Freie Stadt Danzig. Die Kernpassage von Roosevelts Appell an Hit- ler und Mussolini 
lautete: «Are you willing to give assurance that your armed forces will not attack or invade the territory or possessions of the following inde- pendent nations: Finland, Estonia, Lathvia, Lithuania, Sweden, Norway, Denmark, the Netherlands, Belgium, Great Britain and Ireland, France, Portugal, Spain, Switzerland, Liechtenstein, Lu- xemburg, Poland, Hungary, Rumania, Yugoslavia, Russia, Bulga- ria, Greece, Turkey, Iraq, the Arabias, Syria, Palestine, Egypt, and Iran.»45 Hitler und Mussolini sollten, so drängte Roosevelt, ihre Zusicherung für mindestens zehn Jahre oder lieber für ein Vierteljahrhundert abgeben, so dass der Friede für lange gesichert bliebe.46Hitler ging in die rhetorische Gegenoffensive, indem er eine Reihe von Nachbarstaaten anfragen liess – so auch die Schweiz –, ob sie sich von Deutschland durch Krieg be- droht fühlten. Die Schweiz antwortete nur, sie vertraue darauf, dass die von allen Nachbarstaaten anerkannte Neutralität der Schweiz respek- 163 
Der Kleinstaat in der Ära der Weltkriege 45Franklin D. Roosevelts Botschaft an Adolf Hitler, 14. April 1939, integral in der Originalsprache wiedergegeben in: Botschaften der Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika zur Aussenpolitik 1793–1947, Bearbeitet von Herbert Strauss, (Quellen zur neueren Geschichte, Hrsg. vom Historischen Seminar der Universität Bern, Heft 22/23/24), Bern 1957, S. 153–156, hier S. 154 f. 46Ebenda, S. 155.
	        

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