Volltext: Kleinstaaten in Europa

wickelte die Schweizer Militärführung 1938 ein Szenarium, gemäss wel- chem Liechtenstein in die schweizerische Landesverteidigung einbezo- gen würde, einschliesslich Befestigungen im Fürstentum. So weit kam es indes nicht. Selbst die Abtretung des Ellhorns, eines Steilfelsens am Rhein vor Sargans, kam nicht zustande. Liechtenstein hatte vorerst zu- gesagt, verweigerte die Abtretung dann wegen deutscher Kompensati- onsforderungen. Die Schweiz hätte im Ellhorn gerne ein Artilleriewerk gebaut, als Teil der Festung Sargans. Die liechtensteinische Ellhorn-Ver- weigerung führte übrigens 1939 zu einer schweizerisch-liechtensteini- schen Verstimmung, jedenfalls bis zum Kriegsausbruch. Nach dem Krieg erlangte die Schweiz 1949 den Abtausch des Ellhorns, nun im Zei- chen des Kalten Krieges, durch erheblichen Druck auf Liechtenstein.15 Ab dem März 1938 und im ganzen Zweiten Weltkrieg befand sich Liechtenstein in ständiger latenter Anschlussgefahr. Ebenso bestand die Gefahr, vom Krieg erfasst zu werden. Das zeigt ein Blick auf die deut- schen Pläne zum Angriff auf die Schweiz, auf die Planung des italieni- schen Generalstabs sowie auf die Situation bei Kriegsende. Die unmit- telbar nach dem Sieg über Frankreich 1940 erstellten deutschen Planun- gen zum Fall Schweiz bezogen auch Liechtenstein mit ein. Liechtenstein lag direkt vor der Festung Sargans. Mit der Ein- nahme von Sargans hätte die Wehrmacht einerseits Graubünden abge- schnitten und andererseits eine Route Richtung Glarus und Zürichsee in der Hand. Das Schweizer Abwehrdispositiv bei Kriegsbeginn (Karte zum Operationsbefehl Nr. 2 vom 4. Okt. 1939) zeigt die Situation: Liech tenstein lag mit zwei von drei Grenzseiten direkt an der schweize- rischen Verteidigungsgrenze.16 Gleiches galt auch ab dem Sommer 1940 für das schweizerische «Réduit», bei dem Sargans ein Eckpfeiler blieb. Die weit über Liechten- stein hinaus reichenden Sarganser Festungskanonen hätten das gesamte Gebiet des Fürstentums bestrichen. Liechtenstein wäre im Fall eines deut- schen Angriffs auf die Schweiz Kampffeld, Glacis vor Sargans gewesen. 144Peter 
Geiger 15Ebenda, S. 33 ff., S. 300 ff. 16Karte, Abwehrdispositiv der Schweizer Armee gemäss «Operationsbefehl Nr. 2» vom 4. Oktober 1939 für den «Fall Nord» (deutscher Angriff), in: Walter Schaufel- berger, Ein schwieriger Fall, erste Armeestellung 1939/40 und «Fall Nord» in opera - tiver Sicht, in: Allgemeine Schweizerische Militärzeitschrift (ASMZ), 11/1990, S. 665–671.
	        

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