Volltext: Kleinstaaten in Europa

neten Erde, die Terre des hommes, im All aufgehen sahen, wurde sin- nenhaft, was schon eingetreten war. Die Erde selbst, in ihrer Schönheit, ihrer Verletzlichkeit und ihren Grenzen, war Objekt der Herrschaft des Menschen geworden. Das Fundament, das ihn trug, von dem aus er die Herrschaft ausdehnte, hält er sozusagen in seinen Händen, und es steht, zumindest anfangsweise, zur Disposition des menschlichen Könnens und Versagens. An die Grenzen gelangt, schlägt die «Methode» des René Descartes um. Die Welt ist nicht beherrschter, sondern unsicherer, ge- nauer gesagt, beherrschter wie unsicherer geworden. In den Tiefen der forschenden Gentechnologie begegnet das Sub- jekt allen Tuns, der Mensch, immer mehr sich selbst, gleichsam dem Hu- manum. Die Physik beginnt an die Metaphysik zu stossen. Sollte es ge- lingen, den Menschen herzustellen, kippt die Herrschaft. Der Beherr- scher wird zum Beherrschten. Ohne das technische Genie ist auch die Megawelt der Militärs nicht zu fassen. Die Schöpfung hat sich als zarter erwiesen und bedarf fortan unse- rer Zärtlichkeit, auch seitens der Wissenschaft. In wenigen Jahrzehnten sind wir auch ohne Pass real, nicht bloss theoretisch, mitverantwortliche und mithaftende Weltbürger und Weltbürgerinnen geworden und die Staaten sind mit involviert. Ich denke, der Übergang zur realen Globali- tät markiert eine Zeitenwende für die Einzelnen wie für die Staaten. Die Wende hat das Überfordernde und Ungewisse der Zukunft, und ebenso das Faszinosum, das Herausfordernde und das Anfängliche der Gestalt des Neuen. Wo die Seinsschranken der Natur geringer werden, wächst der Be- darf nach Verzicht und Sollensschranken – wie schwachen oft –, nach ethischen Normen und nach staatlich gesetzten Normen, nationalen wie internationalen, nach selbstverpflichtenden Verhaltenskodizes und nach politischer Aktion. Die Zunahme des Normativen wird die Menschen wohl immerfort begleiten. Dieweil tragen die moderne Kommunikationstechnologie und zu- nehmende Mobilität insbesondere westliche Denkart, Machart und Le- bensstil in die anderen Kontinente, dringen ein bis ins Innerste ihrer Kulturen, erzwingen – fast neokolonialistisch – die Gleichzeitigkeit des Ungleichzeitigen und die Auseinandersetzung der Zivilisationen mit sich selbst, gegeneinander, miteinander, gegeneinander? 13 
Liechtenstein – europäische Integration und Globalisierung
	        

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