Volltext: Kleinstaaten in Europa

verfügte mit sechs anderen über die eine Stimme, die der 16. Kurie zu- stand.35Die Kleinen mussten sich bescheiden, doch sie konnten mitent- scheiden, wenn es um Bundesangelegenheiten ging. Wie wirksam dies war, demonstrierten sie 1851, als sie auf der Dresdner Konferenz mit ih- rem Veto eine grundlegende Reform des Deutschen Bundes verhinder- ten.36Im Schutzraum des Deutschen Bundes, als Geschöpf des Wiener Kongresses ein europäisches Werk, auf das der frühneuzeitlich inspi- rierte Begriff des 
zusammengesetzten Staatesbesser passt als die mo- derne Vorstellung eines Staatenbundes, widerstanden die kleinen Staaten allen Versuchen, sie auszulöschen. Dass diese Mindermächtigen Teile ih- rer Souveränität an eine übergeordnete staatliche Ebene abtraten, stärkte sie gegen diejenigen, die in den Kleinen nur ein Zeichen von innerer und äusserer Ohmacht sahen. Die Angriffe auf die – begrenzte – staatliche Selbständigkeit der Mindermächtigen seit dem Ende des Alten Reiches gingen wie in der na- poleonischen Ära des Massensterbens der Kleinen auch weiterhin von zwei Seiten aus: von den Fürsten der grösseren Staaten 
undvom Volk; ‹Volk› in Gestalt der Revolution oder der Nation oder auch beides ver- eint.37Doch im Unterschied zum Beginn des 19. Jahrhunderts zeigte sich 107 
Der europäische Kleinstaat im 19. Jahrhundert sich für die Definition Mikrostaat, den er bestimmt als eine «unabhängige, effektive politische Einheit auf zugehörigem Gebiet mit weniger als 300000 zugehörigen Einwohner, die völkerrechtliche Rechte und Pflichten von Staaten nicht hinreichend wahrnehmen kann.» (S. 102) Differenzierte Definitionen bietet Geser: Kleinstaaten im internationalen System (wie Anm. 15). 35Grundlegend nun zur Geschichte des Deutschen Bundes: Jürgen Müller: Deutscher Bund und deutsche Nation 1848–1866, Göttingen 2005 (S. 572 f. eine Liste mit den Mit gliedern des Bundes nach Kurien und mit den Bevölkerungszahlen für das Jahr 1860) und vor allem die noch unabgeschlossene Edition: Quellen zur Geschichte des Deutschen Bundes, für die Historische Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften hg. von Lothar Gall. München 1998 ff. (bislang sind acht(Teil-) Bände erschienen.) 36Vgl. dazu: Die Dresdener Konferenz und die Wiederherstellung des Deutschen Bundes 1850/51. (Quellen zur Geschichte des Deutschen Bundes, Abt. III, Bd. 1.) Bearb. v. Jürgen Müller, München 1996. 37Vgl. dazu mit Konzentration auf das Königreich Württemberg, doch in europäi- scher Perspektive D. Langewiesche: Die Monarchie im Europa des bürgerlichen Jahr hunderts. Das Königreich Württemberg, in: Das Königreich Württemberg. 1806–1918. Monarchie und Moderne. Grosse Landesaussstellung Baden-Württem- berg. Ulm 2006, S. 25–40.
	        

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