Volltext: Alpenrheintal - eine Region im Umbau

Um gang mit Grund und Boden proklamieren. Wenn in Gesetzen und politischen Statements davon die Rede ist, dann mögen einen Zweifel be- schleichen, ob man damit wirklich die Minimierung der In an spruch - nahme einer unvermehr- und unverrückbaren Ressource meint oder ob das Schlagwort nicht eher als verkürzende, euphemistische Um schrei - bung der real gelebten Devise «Jeder soll sein Haus erhalten» zu lesen wäre. Aber selbst einer wohlwollenden Interpretation der populären Maxime im Sinne des «Bodensparens» wohnen Fallstricke inne. Zwar gilt Sparen vor allem in Mangelgesellschaften unbestritten als Tugend, diese erfährt jedoch gerade im Konsumzeitalter eine etwas ambivalente- re Wertung. Sparen schafft einerseits bekanntlich die Vorausset zun gen für Investitionen, indem ein vorübergehender Konsumverzicht geleistet wird, welcher in der Regel durch die Erwartung einer (möglichst hohen) Rendite für das Angesparte motiviert ist. Andererseits mutet Sparen als Selbstzweck bei einem prinzipiell unverbrauch- und unvermehrbarem Gut insofern seltsam an, als der bewusste Verzicht auf die Nutzung eines Teiles des Ressourcenbestandes eine zusätzliche Ver knap pung und damit Verteuerung bedeutet, was wiederum unter Um ständen soziale Probleme auslöst, wenn etwa wegen hoher Bodenpreise das Grund be - dürfnis nach Wohnraum für ärmere Schichten zum unleistbaren Luxus - wunsch wird. Mit undifferenziertem Eintreten für das Bodensparen erzeugt sich die Politik überdies unbewusst selbst kontraproduktiven Druck. Die Eig - ner der als Konsequenz politischer Intervention verteuerten Res source schrauben höchstwahrscheinlich parallel zum gesteigerten Bo den wert ihre Renditeerwartungen in die Höhe. Die Grundeigentümer werden ihr Lobbying in der Folge umso mehr intensivieren, je grösser der für sie erreichbar scheinende materielle Vorteil wird. Zugleich sind die Man - datare gemäss den Gesetzmässigkeiten der politischen Ökonomie eher bereit, (Um-)Widmungswünschen nachzugeben, um sich für die nächste Stimmabgabe die Wählergunst zu sichern. Zumindest neigen die politi- schen Entscheidungsträger dazu, sich im konkreten Einzelfall möglichst nicht zu deklarieren, sodass ein restriktives Herunterbrechen des allge- meinen Bodensparsamkeitsgebotes auf Einzelne nur zögerlich passiert. Schliesslich gelangt die Raumplanung mit pauschalen Spar for de - run gen in eine Defensivrolle, womit sie ihren ursprünglich erhobenen Gestaltungsanspruch selbst unterminiert und ihr Ansehen schmälert, da sie von der Bevölkerung weder als konzeptives Unterfangen noch als 46Hans 
Karl Wytrzens
	        

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.