Volltext: Alpenrheintal - eine Region im Umbau

des für die weitaus überwiegende Mehrheit erträglicher sein, als jede Mah nung, den eigenen Umgang mit dem Boden sowie die Wurzeln und Symbole eben dieses Wohlstandes fundamental zu hinterfragen. Das Siedlungswachstum wuchert und metastasiert indessen wie ein heimtückisches Krebsgeschwür.2Die Verbauung vollzieht sich in unzäh- ligen, unspektakulären kleinen Schritten, von denen jeder Einzelne kaum registrierenswert erscheint. Ähnlich wie bei vorübergehenden Schmerz episoden stellen sich nach kurzem Befremden, welches irgend- ein Neubau auslösen mag, relativ rasch Gewöhnungseffekte ein, und hernach gehen die Leute bald wieder unaufgeregt ihren Tagesgeschäften nach. Die Scheu vor einer allfälligen unangenehmen Diagnose und vor womöglich schmerzhaften Eingriffen tut ein Übriges, dass eine Behand - lung des Geschwulstes unterbleibt oder sich auf eine oberflächliche Symp tomkur reduziert. So lässt sich auch in der Raumordnungs- und Boden politik das Phänomen beobachten, dass statt eines strengen, für die Betroffenen unter Umständen unangenehmen Vollzuges bestehender Regelungen3in aktionistischer Manier nur neue Vorschriften kreiert wer den, deren Umsetzung bestenfalls ebenso halbherzig erfolgt. Im En d ergebnis droht diese Taktik, die Probleme so lange aufzuschieben, bis sie akut existenzbedrohende Ausmasse angenommen haben und dem entsprechend schwer zu bewältigen sind. Dieses Verhalten wird durch die gegenseitige – über den Marktmechanismus ausgetragene – Stand ort kon kurrenz zusätzlich 
begünstigt. 3.2 Standortkonkurrenz als Raumplanungskiller Der Wettbewerb um eine möglichst lukrative Liegenschaftsverwertung spielt sich auf und zwischen allen territorialen Ebenen (Staaten, Gemein - den, Grundeigentümer) gleichzeitig ab, sodass ein Buhlen «jeder gegen jeden» speziell um Betriebs- und Wohnansiedlungen stattfindet. Beim Wettlauf um Zuziehende verdeckt das Spekulieren mit dem individuel- len materiellen Vorteil (winken doch höhere Einnahmen, zusätzliche Arbeitsplätze und Steuerzahler) allzu leicht Perspektiven, die dem Ge - samt wohl förderlich wären. Im Bemühen, Ansiedlungswillige keinesfalls 44Hans 
Karl Wytrzens 2Vgl. Bundesamt für Raumentwicklung, 2005 3Zum Überblick über den Normenbestand vgl. Markstein, 2004
	        

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