Bodeneigentum: Wurzel regionaler Identität und raumordnerischer Übel Die Kollision von Sozialpflichtigkeit und geschütztem Individualrecht in der Raumplanung Hans Karl
Wytrzens 1. Einleitung «Schaffe, schaffe, Häusle baue!» – Ein grenzüberschreitendes und län- derverbindendes Generalmotto, welches die allermeisten Bewohner des Alpenrheintales konsequent zu befolgen scheinen. Ihre Grundbesitz- Mentalität und ihre Heimatbindung an ein eigenes Fleckchen Land, an ein eigenes Haus offenbart sich allen Besuchern der Gegend recht deut- lich: Denn vom Sarganser Land über Liechtenstein und Vorarlberg bis zur Mündung in den Bodensee säumt ein schier ausuferndes Meer von Eigenheimen, Gewerbe- und Freizeitgrundstücken sowie Verkehrsflä - chen beide Ufer des Rheins. Der am Siedlungsbild und an der regen Bau - tä tigkeit ablesbare Wandel von der armutsgebeutelten, durch Ab wan de - rung ausgezehrten Agrarregion zum florierenden, international attrakti- ven Gewerbe-, Industrie- und Dienstleistungsstandort ging während der letzten zwei bis drei Generationen vonstatten. Was ökonomisch betrach - tet als Erfolgsgeschichte gelten darf, besitzt freilich – vor allem aus öko- logischer und sozialer Sicht – aus dem allgemeinen Bewusstsein allzu gern verdrängte Kehrseiten, denen sich dieser Beitrag zuwenden will. Wo Viehweiden Wohnhäusern weichen, wo Auen und Äcker Ab - stell plätzen und Autobahnen Platz zu machen haben, wo auf einstigen Bergwiesen Chalets spriessen und wo statt Riedflächen Reithallen ste- hen, dort mag zwar die individuelle Selbstverwirklichung fröhliche Urständ feiern, da berauben jedoch die Menschen mit jedem zusätzlich errichteten Gebäude sich nicht nur selbst, sondern auch die Natur je- weils um ein Stückchen ihres freien Entfaltungsraumes. Über kurz oder lang erheben sich dann u.a. die Fragen, – wieweit die Bevölkerung, aber auch die Flora und Fauna des Alpen - rheintales nicht allmählich den (freien) Boden unter den Füssen ver- liert; 38