rie» belegt zudem, dass das zusätzliche Argument sinkender Produk ti vi - täts fortschritte und damit von Konvergenzprozessen18zwischen Regio - nen unter dem dynamischen Einfluss der Technologieinnovationen keine Gültigkeit mehr hat. Dies ist darauf zurückzuführen, dass es gera- de der Zweck technologischer Innovationen ist, die Produktivität immer wieder neu anzuheben; und sie fallen meist in den dynamischen Zentren an.19Eine Analyse der Konvergenzprozesse in den neuen EU-Mitglied - staaten in Osteuropa20zeigt zum Beispiel, dass zwar auf Länderebene (also
zwischenden Staaten) eine ökonomische Annäherung vermutet wer den kann durch die tendenziell höheren Wachstumsraten in den Ost - erweiterungsländern (sog. β-Konvergenz), dass aber auf Regionsebene (also
innerhalbeinzelner Staaten) die Disparitäten zwischen Zentren und Peripherie zugenommen haben (sog. σ-Divergenz).21Dies ist plau- sibel, denn Wachstumsimpulse wie Investitionen und Migration sind in der Regel auf die Zentren ausgerichtet, entsprechend den Erwartungen der Akteure. Für die Peripherie fällt wenig ab, so dass sich die Schere weiter öffnet. Eine reine Wachstumsstrategie auf Länderebene (sog. β- Strategie), wie sie die EU mit der Osterweiterung anstrebt, generiert also gleichzeitig σ-Divergenz und kann damit die bisher stärker regional ori- entierte σ-Strategie nicht ersetzen, ganz im Gegenteil: Die regionalen Disparitäten nehmen tendenziell zu.22Wenn also deren Abbau ein ernst- haftes wirtschaftspolitisches Ziel wäre, müsste die Regionalpolitik in Ergänzung zur reinen Wachstumsstrategie eine Dezentralisierungs stra - tegie verfolgen. Davon sind wir aber weit entfernt, folgt doch der aktu- elle Trend vielmehr der Managementregel, die Stärken seien zu stärken und die Schwächen seien abzustossen – für die Regionen bedeutet dies nichts anderes als territorialer Darwinismus. 260Martin
Boesch 18Konvergenz ist eine Entwicklung, bei welcher Unterschiede allmählich abgebaut wer den. 19Damit erhält die Argumentation von Sachs (FN 12) ein starkes Gewicht, denn es ist evident, dass die (technologische) Innovation in den Wachstumspolen am intensivs- ten ist. 20Vgl. Gantzer/Mazza: Konvergenz oder Divergenz zwischen den EU-Ländern? St.Gal len 2006; Burtscher et al.: Konvergenz und Divergenz bei der EU-Osterwei - te rung. St.Gallen 2006. 21X. Sala-i-Martin: The Classical Approach to Convergence Analysis. Oxford 1996. 22Diese Disparitätseffekte sind unter anderem abhängig von der «Weiträumigkeit» des Städte netzes und der Reichweite der generierten «spill-overs».