Volltext: Alpenrheintal - eine Region im Umbau

Wenn wir die räumliche Situation betrachten, begegnet uns ein an- deres Bild: Der Förster ist zuständig für den Wald, der Bauer bewirt- schaftet das Landwirtschaftsland, der Wasserbauer befasst sich mit der Hochwassersicherheit der Flüsse, der Limnologe mit dem See, der Ingenieur mit der Strasse. Aber wer ist zuständig für die Grenzen, die Ränder und die Säume? Vielleicht am ehesten noch die Raum- und Landschaftsplaner. Aber die haben kaum Kompetenzen. Wo die Wirt - schafts förderer einen Industriebetrieb an der Angel haben, werden die Raum- und Landschaftsplaner oft zu Statisten. In der Landschaft ist somit niemand zuständig für den Rand, und die einzelnen Berufsgruppen stossen buchstäblich an ihre Grenzen, weil ihre Zuständigkeiten beidseits der Grenze aufhören. Die Schnittstellen werden dann definiert, indem man vorsorglich einen in Laufmetern aus- gedrückten Grenzabstand festlegt. Angesichts der Bedeutung der Grenzen – z.B. des Wald- oder Gewässerrandes – ein ziemlich hilfloser Akt, ohne jeglichen qualitativen Inhalt. Diese Inkompetenz und die un- genügende Zuständigkeitsregelung in Grenzfragen sind ein wesentlicher Grund für den Zustand unserer räumlichen Grenzen. Pfadenhauer (1991) hat dies als mangelnde funktionale Reichweite der einzelnen Sach politiken bezeichnet. Dieser Zustand ist aufgrund der Entwicklung der Verwaltung zwar nachvollziehbar, befriedigend ist er dennoch nicht. Erschwerend kommt hinzu, dass die Grenzen auch nicht in den Pflichtenheften der Entscheidungsträger erscheinen. Sie sind für das Wohl des Kernraumes, beispielsweise der Gemeinde, zuständig. Die grenz überschreitende Arbeit wird toleriert, wenn dies im Sinne der kommunalen Aufgabenbewältigung ist. Aber sie hat einen geringen Eigen wert. Die Einträge in der Agenda zur grenzüberschreitenden Zu - sam menarbeit betreffen daher oft entweder die Gemeinden der eigenen Talseite oder beschränken sich auf einen geselligen 
Anlass. Eine neue Grenzkultur aufbauen Aus diesen Ausführungen lässt sich ableiten, dass die gesellschaftlichen Kör perschaften in erster Linie einen anderen Blick auf die Grenzen brauchen. Wir benötigen eine neue Grenzkultur, die mit den folgenden Stich worten umrissen werden kann: 114Heiner 
Schlegel
	        

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