Volltext: Alpenrheintal - eine Region im Umbau

auch für die Regions- und Gemeindegrenzen. Für die Herausbildung der heutigen Grenzen waren dabei verkehrstechnische Rahmenbedingun - gen, wirtschaftliche Beziehungen und politische Bündnisse wichtiger als der Alpenrhein. Er wird – selbst sprachgeschichtlich – eher als Klammer denn als trennende Linie dargestellt. Natürlich entzündeten sich längs des Rheins immer wieder lokale Strei tereien, die oft mit der Gestaltung der Rheinwuhre in Zusammen - hang standen. Zwischen Liechtenstein und dem Werdenberg war zudem auch die unterschiedliche Religion ein hemmendes Element. Aber es be- stehen auch zahlreiche Beispiele für eine relativ enge Kooperation der Bewohner dies- und jenseits des Rheins. Das Bild der Grenze ist also für einzelne Abschnitte unserer Geschichte wie auch für die einzelnen Tal - abschnitte recht uneinheitlich. Die heutigen, durch das gesamte Tal ver- laufenden und von vielen Bewohnern als trennende Linien empfundenen Staatsgrenzen, sind relativ jung. Den Ursprung dafür sehen Historiker in der Tatsache, dass die österreichisch-schweizerische Staatsgrenze in lan- gen Auseinandersetzungen zwischen Habsburgern und Eidgenossen ent standen ist. Sie haben hüben wie drüben zur Kultivierung teilweise verzerrter Geschichtsbilder beigetragen und damit nationalistische Sicht weisen begünstigt. Die Ereignisse rund um den Zweiten Weltkrieg haben die Abgrenzung sicher noch verschärft, denn von der Grenze ent- lang des Rheins ging die eigentliche Bedrohung für die Bewohner der schweizerischen Seite aus. Die jüngste politische Entwicklung hat die na tionalstaatliche Grenzsituation nochmals akzentuiert. Die österrei- chische Landesgrenze ist seit einigen Jahren zugleich EU-Aussengrenze. Dennoch belegen verschiedene Quellen, dass es immer einen «klei- nen Grenzverkehr» gab, welcher vor allem wirtschaftlich bedingt war. Bis zum Zweiten Weltkrieg bestanden zahlreiche wirtschaftliche Vernet - zun gen (v.a. Stickerei, Rheinkorrektion, Handel mit lokalen Produkten) zwischen dem Vorarlberger und dem St. Galler Rheintal (Küng, 1999). In einzelnen Abschnitten des Rheintals bestanden zeitweise grenzüber- schreitende Regionalwirtschaften, deren Grenzen wesentlich von der Reichweite der verfügbaren Verkehrsträger bestimmt wurden. Mit der Überwindung der verkehrstechnischen Beschränkungen und der zuneh- mend stärkeren Orientierung auf die jeweils eigene nationale Volks wirt - schaft sind diese regionalwirtschaftlichen Beziehungen in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts unbedeutender geworden. Sie sind jedoch nie abgerissen und teilweise durch die zahlreichen Grenz gänger zwi- 108Heiner 
Schlegel
	        

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