Von Kulturgrenzen und der Grenzkultur im Alpenrheintal Heiner Schlegel Grenzen haben es in sich Grenzen treten in allen Lebenslagen auf, und sie können zahlreiche Eigen schaften annehmen. Sie können trennend sein oder verbindend, durchlässig oder abweisend, weich oder hart, schmal oder breit. Sie kön- nen Herausforderung sein, aber auch Fessel. Die Grenzen inspirieren den Menschen und sind oft Höhepunkte des Erlebens (z.B. Meeres stras - sen, Fluss ufer). Die Überwindung von Grenzen ist eine ständige Herausforderung und damit grosse Antriebskraft (z.B. die Eroberung der Luft, die Über- windung technischer Grenzen, die Sprengung politischer Fesseln). Zahl - rei che Menschen sind bei der Überwindung von Grenzen über sich hinausgewachsen, viele sind daran auch zerbrochen. Von den Grenzen geht also eine grosse Faszination und Kraft aus. Diese Kraft braucht nicht zwingend eine räumliche Ausdehnung zu ha- ben. Sie ist oftmals auch an die Funktion der Grenze gebunden. Der vorliegende Aufsatz setzt sich mit den Grenzen im Alpen - rhein tal auseinander und dem Umgang mit ihnen. Die politischen und räumlichen Grenzen stehen dabei im Vordergrund. Die Grenzsituation im Alpenrheintal Der Verlauf von Grenzen – vor allem aber auch ihre Wahrnehmung – ist im Alpenrheintal seit jeher einer ständigen Veränderung unterworfen. Nie derstätter (2005) zeigt für den Bodenseeraum und das Alpenrheintal auf, dass sich im Laufe der Geschichte der Verlauf der politischen Gren - zen wesentlich veränderte und dass sich die historischen Bezugsfelder keineswegs mit den heutigen Staatsgrenzen decken. Dies gilt sinngemäss 107