den Vereinigten Staaten stelle man sich weniger die Frage, was eine Gesell-
schaft an Werten besitze, sondern vielmehr, was sie jährlich pro Aktie
verdiene. Und so würde man in amerikanischen Börsenhandbüchern ver-
geblich nach der Bilanz suchen, hingegen würde man stets ausführliche
Tabellen mit den «Earnings» der letzten Jahre finden.”
Welche Grundkennziffern der Gewinn- und Verlustrechnung verwen-
dete Zickert 1927 für die Analyse der deutschen Aktiengesellschaften
in seiner Publikation «Aktien-Analysen des Wirtschaftlichen Ratgeber»?
Zickert begann mit dem Rohgewinn («das, was nach Abzug der Betriebsaus-
gaben übrig bleibt»).'? «Vom Rohgewinn abgezogen werden dann die
Unkosten. Dazu rechnen wir die auf die Führung des Gesamtbetriebes als
solchen entfallenden jährlichen Ausgaben, also die Gehälter, Mieten, Steu-
ern, Zinsen, Vorstandstantiemen, feste Aufsichtsratsvergütungen usw.»1?7
Das Verhältnis der Unkosten zum Rohgewinn bezeichnete Zickert als die
«Rationalität der allgemeinen Verwaltung»!?®, Welch schöne Bezeichnung!
Heute spricht man trocken von «Kosten-Ertrags-Verhältnis» oder verwendet
den englischen Ausdruck «cost/income-ratio»'”, Die wichtigste Grundzif-
fer der Gewinn- und Verlustrechnung war für Zickert der Reingewinn. Er
meinte 1927, dass das Wort Reingewinn in der Praxis und in der Literatur
verschieden angewendet werde. Als Reingewinn betrachtete er «den Teil der
Einnahmen, über den die Gesellschaft verfügen kann, nachdem sie alle im
Geschäftsjahr entstandenen Ansprüche anderer an die Einnahmen wenigs-
tens rechnungsmässig befriedigt hat.» Die Reingewinnziffer unterteilte
Zickert in den Teil, den das Unternehmen ausschüttet (Dividenden, Auf-
sichtsratstantiemen, Gratifikationen usw.) und den Rest des Reingewinns,
den das Unternehmen zurückbehält (Abschreibungen, Reservestellungen,
Vortrag auf neue Rechnung).
Welche Reaktionen löste das zickertsche Bilanzanalyse-Modell aus? Im
September 1934 wird ein Leser des Spiegelswie folgt zitiert: «Ich muss sagen,
dass es meines Erachtens für Sie [Zickert] eine Genugtuung bedeuten muss,
dass jetzt die Deutsche Bergwerks-Zeitung [D.B.Z.] in Düsseldorf die Art
Ihrer Bilanzanalyse angenommen hat.»?! Zickert antwortete: «Ob die
Deutsche Bergwerks-Zeitung mit ihren seit dem Sommer 1934 eingeführten