Volltext: Ein vergessener Pionier

Über das Haus Siemens verfasste Zickert immer wieder scharfsichtige 
Analysen, so auch im Spiegel vom Mai 1953. In diesem Artikel bezeichnet 
er den Konzern «im besten Sinne als repräsentativ» für die deutsche Wirt- 
schaft, seine «leitende Idee» sei die Leistung. Siemens sei auch nicht, wie 
bei Grosskonzernen üblich, stark verschachtelt. «Etwas Versteckspiel» treibe 
das Unternehmen noch in punkto Publizität, was ein «Schönheitsfehler» 
sei.!$ Nach einem Vergleich von Siemens mit den amerikanischen Elektro- 
konzernen General Electric und Westinghouse Electric äusserte sich Zickert 
zur Anlagequalität der Aktie: «Aber trotz allem sind die Aktien Siemens & 
Halske ohne Zweifel jetzt eine sehr gute und nicht zu teure Kapitalan- 
lage.»!85 Heute gehört Siemens nach wie vor zu den Blue Chips der deut- 
schen Börse und wird im DAX am höchsten gewichtet. 
Die Bilanzanalyse als Kern der Aktienanalyse 
Der Kern der Aktienanalyse war für Zickert die Prüfung der «finanziellen 
Konstitution» des Unternehmens, was er als Bilanzanalyse bezeichnete. Mit 
diesem fast unerschöpflichen Thema befasste sich Zickert zeitlebens. So 
lauteten beispielsweise Leitartikel im Spiegel: «Bilanz-Analysen»"*°, «Bilanz- 
klarheit»!? und «Zum Lesen von Bilanzen»!%, Kurz vor seinem Tod ver- 
fasste Zickert einen Artikel mit dem Titel «Bilanzkunde»*®, Erstmals prä- 
sentierte er das von ihm entwickelte Bilanzanalyse-Modell 1927 in seinem 
Buch «Aktien-Analysen des Wirtschaftlichen Ratgeber». Zickert schreibt 
dazu: «Da die von den Aktiengesellschaften vorgelegten Bilanzen und Ge 
winn- und Verlustrechnungen ein buntes Bild zeigen, gilt es, einigermassen 
vergleichsfähige Ziffern zu gewinnen.»'” Er vertrat die Auffassung, dass die 
Bilanzanalyse nur nützlich sei, wenn die Grundziffern entweder mit den 
Vorjahren der gleichen Gesellschaft oder mit ähnlichen Gesellschaften 
derselben Branche verglichen werden könnten. 
Wie sah nun das zickertsche Bilanzanalyse-Modell — vereinfacht darge- 
stellt — aus, mit dem er 1926 mehr als achtzig deutsche Aktiengesellschaf- 
ten analysierte? Die Passivseite der Bilanz zerlegte er in das Eigenkapital 
und die Schulden. Die kurzfristigen Schulden trennte er klar von den 
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